It Follows (2014)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

It Follows

USA; 2014

Horror

94 min


David Robert Mitchell

David Robert Mitchell

Maika Monroe, Keir Gilchrist, Jake Weary, Daniel Zovatto, Olivia Luccardi, Lili Sepe, Heather Fairbanks, Linda Boston


Während Hollywood offensichtlich verlernt hat wie man richtige Horrorfilme macht und sich lediglich auf Fortsetzungen und Remakes erfolgreicher Genrefilme stützt, tauchen im Independent-Film-Bereich immer öfter kleine Perlen auf. 

Auch der zweite Langfilm von Regisseur David Robert Mitchell fällt in letztere Kategorie. Doch was steckt hinter dem gut gewählten Titel “It Follows”, und wie schlägt er sich im Vergleich mit Genreklassikern?

"Don't go in the House"
"Don't go in the House"

Jay (Maika Monroe) lebt in einem Vorort von Detroit und tut was normale Teenager halt so machen. Doch als sie bei ihrem zweiten Date mit ihrem neuen Freund Hugh (Jake Weary) auf dem Rücksitz seines Autos landet ahnt sie noch nicht was bald auf sie zukommen wird. 

Denn nach dem Sex wird Jay hinterüx von Hugh betäubt und kommt kurz darauf an einen Rollstuhl gefesselt in einem leerstehenden Parkhaus wieder zu sich. Was ihr Hugh daraufhin erzählt klingt zuerst wie das verrückte Gelaber eines Irren: 

Hugh habe “Es” ihr weitergegeben. “Es” werde ihr nun folgen. “Es” nehme verschiedene Formen an und laufe immer schnurgerade auf einen zu. Wenn “Es” sie einholt und tötet dann gehe “Es” an ihn zurück. Die einzige Möglichkeit “Es” loszuwerden ist “Es” weiterzugeben - so wie er es an Jay weitergegeben habe…

Hugh lässt Jay vor ihrem Haus liegen, wo sie von ihren Freunden gefunden wird. Er selbst verschwindet und die Polizei, die kurz darauf gerufen wird, findet keinerlei Spuren die zu Hughs waren Identität führen. 

Jay glaubt vorerst dass nun das Schlimmste für sie vorbei sei, bis plötzlich mysteriöse Fremde auftauchen, die gerade auf sie zulaufen, und die ausser ihr niemand zu sehen scheint. Und wohin sie auch geht, “Es” folgt ihr…


Wer nun glaubt “It Follows” sei nur eine weitere billige Metapher für eine Geschlechtskrankheit um Enthaltsamkeit zu predigen, wie man es bereits aus Dutzenden Horrorfilmen kennt, irrt. 

Für ein verhältnismässig kleines Budget von 2 Millionen realisierte David Robert Mitchell einen Film der unter die Haut geht. Sein Ziel, einen kunstvoll inszenierten Horrorfilm zu schaffen hat er zweifellos erreicht. Visuell beschreitet “It Follows" nämlich ganz andere Wege als die derzeitigen Genrekollegen. 

Lange, ruhige Aufnahmen; Kammeraschwenks um 360 Grad; stimmige Licht-, Kostüm- und Setgestaltung geben dem Film einen zeitlosen Eindruck.


Wer also das Kino mit der Erwartung eines blutigen Torture-Porn-Filmes wie “Saw” und “Hostel” betritt, oder sich auf einen altbekannten, mit Jumpscares ausgeschmückten Geisterfilm à la “Insidious” oder “Ouija” einstellt, wird enttäuscht. 

Die Zuschauer hingegen, die sich endlich wiedermal richtig gruseln wollen ohne dabei von billigen Filmtricks beeinflusst zu werden, bekommen mit “It Follows” ein Werk, das einen noch lange nach dem Filmende verfolgt. 


Ausserdem wird hier das übliche Schema “Sex und du stirbst” sogar mehr oder weniger umgekrempelt. Denn um zu überleben muss das Wesen ja über erneuten sexuellen Kontakt weitergegeben werden.

Zudem ist die eigentlich simple Idee das mysteriöse Monster in verschiedenen menschlichen Erscheinungsformen langsam und schnurgerade auf die Protagonisten zugehen zu lassen eine geniale und effektive Methode die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu beanspruchen. 

Sobald dem Publikum nämlich klar ist, dass das Wesen jederzeit im Hintergrund auftauchen kann, fängt der Film die volle Aufmerksam des Betrachters ein und man ist ständig unter Strom, weil sämtliche Statisten im Hintergrund eine mögliche Bedrohung für die Protagonistin darstellen könnten.So gelingt dem Film eine konstante Spannung während der gesamten Laufzeit. 


Gepaart mit dem exzellenten Synthesizer-Soundtrack des Musikers “Disasterpeace” ist die erste Stunde wohl der spannendste und Visuell anregendste Horrorfilm der letzten 15 Jahre. Dann beginnen sich aber leider zwei, drei dramaturgische Fehlentscheidungen einzuschleichen. Besonders das Finale, das im Kontext keinen Sinn ergibt (was bringt die Charaktere in den Glauben die gezeigte Methode nütze etwas?), offensichtlich aber gewählt wurde weil es visuell überzeugt und eine Reminiszenz an einen anderen Horrorfilm darstellt, sorgt beim Zuschauer für Kopfschütteln. 

Das Filmende kann dann jedoch wieder einige Punkte gut machen. 


So ist “It Follows” sicher nicht makellos, doch können bei wiederholtem anschauen noch etliche Details entdeckt werden, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen und den Film plötzlich in einem anderen Licht erscheinen lassen


Fazit:

“It Follows” ist sicher einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Er wartet mit Anspielungen auf Genreklassiker wie “Halloween” und “Nightmare on Elm Street” auf ohne jemals als Plagiat zu erscheinen. Visuell und Filmtechnisch überzeugen die ruhigen Kamerafahrten, die beweisen, dass es keine Jumpscares und hektisches Gewackel braucht um beim Zuschauer Angst zu erzeugen, und die stimmige Filmmusik tut ihr Übriges. 

Selbst wenn in der zweiten Filmhälfte einige unglückliche dramaturgische Entscheidungen gefällt werden schmälert dies den Gesamteindruck nur bedingt und bei wiederholtem Betrachten tauchen Details auf, die “It Follows” möglicherweise noch weit vielschichtiger machen als zuerst gedacht. 


Bewertung: 9/10

Autor | Yves Albrecht

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