Inside Llewyn Davis (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

 Darsteller

 

 

 

Inside Llewyn Davis

USA; 2013

Tragikkomödie

105 Min


Ethan und Joel Coen

Ethan und Joel Coen

Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman

 


Die Coen Brothers sind bei so jedem Filmfan ein Begriff. Aber auch beim Durchschnittspublikum sind die Filme dieser zwei Brüder mehr als nur bekannt. So ist "The Big Lebowski" als eine gute Komödie bekannt. Mit "No Country for Old Men" haben sie sich bei der Oscarjury mehr als beliebt gemacht. "Burn After Reading" lockte viele Leute ins Kino, nur um Brad Pitt als Schwachkopf zu sehen. Mit "True Grit" haben sie zwar einen soliden Western gedreht, welcher finanziell hielt was er versprach, aber bei den Kritikern nicht als neues Meisterwerk angesehen wurde. Nun melden sich die beiden Regisseure mit einem neuen Film zurück, nachdem sie dieses Jahr schon das Drehbuch zu "Gambit" verfasst hatten.

Am besten immer eine Katze dabei haben
Am besten immer eine Katze dabei haben

Llewyn Davis (Oscar Isaac) lebt in den 60er-Jahren vor sich hin. Er hat keine eigene Bleibe und zieht so von einer Couch zur nächsten; quer durch New York. Seine Gitarre ist sein ständiger Begleiter. Denn als Folkmusiker ist das Instrument wichtiger als ein Dach über dem Kopf. Seine eher schwache Karriere erhielt keinen Aufschwung als sein Bühnenpartner Selbstmord beging. So verkaufte sich sein Solo-Album "Inside Llewyn Davis" weniger als schlecht - nämlich gar nicht.

Dennoch versucht er immer wieder Leute mit seiner Musik zu begeistern. So spielt er immer wieder in Kneipen um etwas für eine Bleibe zu verdienen.

Als er eines Morgens bei den Gorfeins erwacht schnurrt ihn eine rot getigerte Katze an. Beim Verlassen der Wohnung denkt er aber nicht mehr an diese Katze. So kommt es, dass sie ihm aus der Wohnung entschlüpft. Von nun an muss er auch noch eine Bleibe für die Katze finden, bis die Gorfeins wieder zu Hause sind. Er versucht es bei Jean (Carey Mulligan), welche ihn, nachdem er sie geschwängert hat, nur noch als "Arschloch" betitelt. Für eine Nacht darf er sich mit der Katze in ihrer Wohnung ausruhen. Als Llewyn die Katze am Morgen wieder entwischt, beginnt eine Odyssee der Suche nach der Katze und einem Gig, welcher ihm etwas Geld zum Leben einspielen soll.

 

Die Geschichte lässt sich am besten mit älteren Coen-Filmen vergleichen. So haben sie schon mit "O Brother, where art thou?" die Odyssee thematisiert. Nun ist die Odyssee als Reise extrem geschrumpft. So entwickelt sich die Geschichte mehr zu einem Selbstfindungstrip. Llewyn Davis sieht sich als grosser Künstler, welcher er nicht ist, aber so schlecht wie er von der Gesellschaft behandelt wird ist er als Folksongsänger auch nicht. Und dies erinnert schnell an "Barton Fink", den Drehbuchautor, welcher sich im grossen Hollywood immer mehr verliert. Wie auch in "Barton Fink" tritt auch bei "Inside Llewyn Davis" John Goodman als diabolischer Bösewicht auf, oder als Gegenpart wenn man so will. Eine weitere Parallele zu früheren Coen-Filmen ist der Hauptcharakter. Eine Person, welche vom Pech verfolgt zu werden scheint, trifft man an einem Tiefpunkt seines Lebens. Und wenn man denkt, jetzt müsse es bergaufgehen, kommt die nächste Talfahrt. Dies erinnert unweigerlich an "A Serious Man".

So scheint "Inside Llewyn Davis" eine Selbstreflexion auf frühere Werke der Coens zu sein. Vielleicht ist dies auch durchaus der Fall, vielleicht glauben sie den Ansprüchen des Publikums nicht zu genügen. Wie ihre Hauptfiguren in "Barton Fink" und jetzt hier in "Inside Llewyn Davis".

 

Der Soundtrack von „The Big Lebowski“ von den Coens dürfte wohl unerreicht bleiben in ihrer Filmografie. Der Soundtrack von "Inside Llewyn Davis" spielt aber wohl in einer sehr ähnlichen Liga. Auch wenn die Musikstücke nie wirklich fröhlich sind, so sind sie doch sehr melancholisch. Mit T-Bone Burnett als Executive Music Producer haben sie sich natürlich wieder einmal einen Mann mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet geholt. Sein letzter grosser Film war "The Hunger Games". Aber auch mit den Coens kann er auf einige Filme zurückblicken wie "O Brother, where art thou?" oder "Ladykillers". Und auch diesmal liess er das Regieduo nicht im Stich und stellte eine wunderbare Klangpalette zusammen.

 

Die Coens verwenden eine sehr kalte Bildsprache, so ist es, auch wenn es in der Geschichte Winter ist, immer sehr kalt. Nicht nur auf der Leinwand, nein auch im Kinosaal breitet sich die Kälte der Bilder aus. Diese Bildsprache unterstreicht das Schauspiel der Darsteller. Oscar Isaac als Llewyn Davis spielt mit so wenig Charisma, wie es Davis eben hat. Diese Leistung sollte man ihm hoch anrechnen, denn Null Charisma zu spielen ist schwerer, als keins zu haben. Etwas enttäuschend ist Cary Mulligans Darstellung als Jean. Sie liefert klar keine Oscarleistung in diesem Film. Schade, denn sie hätte das Talent dazu, aber irgendwie scheint ihr die Rolle nicht so zu passen und so spielt sie ihren Part zwar ordentlich aber nicht herausragend.

 

Fazit:

Die Gebrüder Coen erschaffen mit ihrem neusten Film eine kleine  Homage an ihre eigenen Filme. So kehren einige Elemente in diesem Streifen ein, welche klar anderen Filmen zuzuordnen sind. Der Film ist wie auch schon "A Serious Man" kein Feel-Good-Movie. Aber ein trauriges Drama alleine ist es auch nicht. So vermag der Film doch eine gewisse Komik aufkommen zu lassen, welche den Zuschauer sicherlich einige Male zum lächeln bringt. Er regt aber auch zum Nachdenken an, wo man selber im Leben steht, und was man gerne erreichen möchte. Und am Ende des Films wird wohl jeder zweite Zuschauer die Lust verspüren nach Hause zu gehen und eine Schallplatte aufzulegen, auch wenn man genau weiss, dass man kein solches Abspielgerät besitzt.

 

Bewertung: 8/10

Autor | Samuel Keller

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