Filth - Drecksau (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Filth

GB; 2013

Drama, Komödie

97 min

 

Jon S. Baird

Jon S. Baird

James McAvoy, Jamie Bell, Imogen Poots, Eddie Marsan, Joanne Froggatt, Jim Broadbent, Shirley Henderson


Die Schotten sind ein grosses Volk, das wird schon am Anfang von „Filth“ betont. Sie sind für guten Whiskey, alte Schlösser und imaginäre Seemonster bekannt und der schottischen Autor Irvine Welsh für seinen Roman „Tainspotting“, der 1996 von Danny Boyle in einen Kultfilm verwandelt wurde. Doch Welsh war seither nicht untätig. Er schrieb weitere Bücher und so entstand 1998 auch der Roman „Filth“, der nun von Regisseur Jon S. Baird ebenfalls für die Leinwand umgesetzt wurde. In der Hauptrolle des zotigen Polizisten hat James McAvoy platzgenommen, der zuvor in filmen wie „The Last King of Scotland“ und „Abbitte“ brillierte und zuletzt in Danny Boyles „Trance“ zu sehen war. Doch ist daraus ein genauso unterhaltsam ambivalenter Film wie „Trainspotting“ entstanden?

Bruce Robertson (James McAvoy) ist das Paradebeispiel für einen bösen Polizisten schlecht hin. Er trinkt, kokst, prügelt und schert sich einen Dreck um die Verbrechensbekämpfung. Allerdings ist er scharf auf die Beförderung zum Chief-Inspectors und versucht seine Kollegen zu diesem Zweck gegeneinander auszuspielen. Da ist es nur blöd, dass er im Fall eines ermordeten japanischen Studenten auf der Stelle tritt. Während sich die Presse immer mehr für das Ereignis interessiert stürzt Robertson immer tiefer in ein Loch aus Drogen und psychischen Problemen. Als seine Realität zu verschwimmen beginnt bleibt ihm bald nur noch seine Frau Carole (Shauna Macdonald) als fester Bezugspunkt - oder ist sie etwa auch nicht die perfekte Frau, die sie zu sein scheint?

 

„Trainspotting“ war ein temporeicher Film, der den Balanceakt zwischen Komödie und Drama perfekt meisterte. Mit seinem Auftakt lässt auch „Filth“ die Erwartungen der Zuschauer hochfahren. James McAvoy gibt einen bösen, selbstgerechten Cop, der mit zynischem Blick auf die Gesellschaft Schottlands schaut. Allerdings bleibt seine Figur trotz aller Bösartigkeit immer noch sympathisch und vor allem cool. Vielleicht schon ein wenig zu cool, denn durch den Charme, den McAvoy den Zuschauern vermittelt wird der dreckige Cop auch etwas glorifiziert. Dies ist aber nicht das eigentliche Problem des Films. Viel mehr kann Jon S. Baird nach seinem temporeichen, vielschichtigen Aufbau das Niveau der Handlung nicht mehr gross steigern.

 

Die Figur Bruce Robertson hat eine böse Ader, die keine Freunde zu haben scheint und dessen fester Bezugspunkt nur seine Frau Carole zu sein scheint. Allerdings sieht man sie beiden nie interagieren. Stattdessen kommt bald der Verdacht auf, dass mit der Figur Carole etwas nicht zu stimmen scheint. Doch es bleibt dem Publikum nur wenig Zeit um sich damit zu befassen, denn sowohl Bruce’ Versuche seine Konkurrenten um den Chefposten auszuschalten als auch sein geistiger Zerfall, der sich in schrägen, überzeichneten Zwiegesprächen mit seinem Psychiater (Jim Broadbent) äussert, sorgen dafür, dass man bald ein wenig den zentralen Handlungsfaden in der Geschichte verliert.

 

So tritt die Handlung bald einmal auf der Stelle, bevor mit dem Ende und der nur halb zufriedenstellenden Auflösung ein Schlussstrich gezogen wird. Gute Szenen gibt es zwischendurch dennoch immer wieder und besonders die talentierten Darsteller wie Jamie Bell, Jim Broadbent, Eddie Marsan und Imogen Poots wissen zu gefallen.

Visuell ist Jon S. Baird ebenfalls nicht viel vorzuwerfen. Zwar sind manche Szenen etwas überstilisiert, dafür lässt er immer wieder nette kleine Anspielungen auf die Filme Stanley Kubricks durchblicken, die aber in diesem Film eigentlich nicht viel zu suchen haben.  

 

Fazit:

Mit „Filth“ kommt keine zweite Kultverfilmung eines Irvine Welsh-Romans auf uns zu. Dennoch sorgt die Drecksau Bruce Robertson für schräge und komische Momente, besonders zu Beginn der Handlung, bevor der Film aufhört sich sinnvoll weiterzuentwickeln und mit seinem Ende manche Dinge unbeantwortet, und den Zuschauer etwas ernüchtert und zugedeckt von den vielen surrealen Momenten und Gemeinheiten, hinterlässt.

 

Bewertung: 6/10

 Autor | Yves Albrecht

Besucherwertung

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Bewertungsmaßstab

10 = Sensationell!
9 = Genial
8 = Super!

7 = Sehr Gut
6 =  Gut
5 = Genügend (durchschnitt)
4 = Schwach
3 = Sehr Schwach
2 = Nervt
1 = Totale Sch...

Loading