The Room (2003)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

The Room

USA; 2013

Drama

99 min

 

Tommy Wiseau

Tommy Wiseau

Tommy Wiseau, Juliette Danielle, Greg Sestero, Philip Haldiman, Carolyn Minnott, Robyn Paris

 


„The Room“ gilt als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. So schlecht, dass er mittlerweile eine grosse Fangemeinde hat, die den Film in der USA mehrmals im Jahr im Kino vorführen, Dialoge mitsprechen, und Szenen aus dem Film nachspielen. Verantwortlich für das Machwerk ist Tommy Wiseau, der gleichzeitig auch produzierte, das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielte - was insofern überrascht da er einen starken Akzent hat. Über Wiseau selber weiß man fast nichts. Weder aus welchem Land er stammt noch woher er seinen furchtbaren Akzent hat. Bislang blieb es bei diesem einen Film und es ist ruhig geworden um den Filmemacher. Doch wie schlägt sich „The Room“ wirklich im Vergleich zu anderen Trashfilmen?

I bi doch e liebe Siech
I bi doch e liebe Siech

Johnny (Tommy Wiseau) und Lisa (Juliette Danielle) sind schon seit mehreren Jahren ein Paar und wollen eigentlich nächsten Monat heiraten. Doch was Johnny nicht ahnt ist, dass Lisa sich von ihm gelangweilt fühlt und hinter seinem Rücken eine Affäre mit seinem besten Freund Mark (Greg Sestero) anfängt. Während Lisa nach und nach allen gemeinsamen Freunden erzählt, dass sie Johnny nicht mehr liebt, es ihm aber nicht sagen möchte, glaubt dieser nach wie vor an die Zuneigung seiner Verlobten. Als die Fassade aber zu bröckeln beginnt läuft alles auf eine Katastrophe zu.

 

„The Room“ ist wie ein Autounfall bei dem ein Clown gestorben ist. Es ist eigentlich ernst und gar nicht lustig aber die Szenerie ist so grotesk und verrückt, dass man nicht wegschauen kann und aus dem Staunen nicht heraus kommt.

Tommy Wiseau ist kein guter Schauspieler. Das zu behaupten wäre aber noch untertrieben. Was Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Wiseau hier abliefert ist Dilettantismus ersten Grades. Erstens sieht der Mann mit seinen langen schwarzen Haaren aus wie eine krude Mischung aus Harvey Keitel und Ozzy Osbourne; zweitens hat er einen Akzent, der noch gebrochener klingt als Arnold Schwarzenegger’s Dialoggestotter. Doch auch die restlichen Darsteller verfügen kaum über vorhandenes Talent.

Selbst wenn sie welches besäßen könnten sie nichts aus der Geschichte herausholen. Hauptteil der Handlung spielt in einem Raum (darum vermutlich auch der Filmtitel), dem Appartement von Johnny und Lisa. Personen gehen dort ein und aus, ohne dass sie wirklich etwas zur Handlung beitragen. Sehr oft kommt Lisas Mutter zu Besuch, um nach zwei Minuten Gespräch wieder zu gehen. Lisas Unterhaltungen mit ihren Besuchern beschränken sich dabei hauptsächlich darauf, dass sie wieder und wieder erzählt, dass sie Johnny nicht mehr liebt und nur auf ihr eigenes Glück aus ist, während ihr Gegenüber immer versucht sie davon zu überzeugen, dass Johnny der beste Mann der Welt ist und sie ihm dies nicht antun könne.

Dabei leiern die Darsteller ihre Dialoge sehr emotionslos herunter, reden oft irgendwie aneinander vorbei und reagieren nicht verhältnismäßig auf die Aussagen des Gegenübers.

 

„Gestern hat sich Johnny betrunken. Und er hat mich geschlagen!“ - „Johnny trinkt nicht.“

 

Am furchtbarsten ist aber ganz klar Tommy Wiseau. Er stammelt seine Dialogzeilen vor sich hin, hat kein Timing und bringt immer wieder ganz merkwürdige Ausdrücke. So spricht er von Lisa immer als „meine zukünftige Ehefrau“ - offenbar kannte er den Ausdruck „Verlobte“ nicht, als er das Drehbuch schrieb. Seine Unterhaltungen mit Mark auf dem Dach des Gebäudekomplexes sind sowieso legendär, genauso wie sein ständiges, unpassendes Lachen oder seine Szene als er Aufschreit „You are tearing me apart, Lisa!“.

 

Die Szenen in der Wohnung werden immer wieder durch Aufnahmen der Stadt San Francisco unterbrochen, genauso wie Momente folgen in denen Johnny und seine Freunde Football spielen - oder zumindest was sie darunter verstehen; sie werfen nämlich lediglich den Ball von einer Person zur anderen. Dazu kommen gleich zwei Sexszenen zwischen Lisa und Johnny die, interessanterweise, beide dasselbe Filmmaterial verwenden, das lediglich anders zusammengeschnitten wurde. Somit muss der Zuschauer gleich zweimal den nackten Hintern von Tommy Wiseau ertragen.

 

Das alles in Kombination wirkt so abgedreht und grotesk, dass man kaum glauben kann, dass diese Katastrophe eines Filmes von den Machern ernstgemeint war. Doch wie zu Beginn erwähnt, hat das alles eine unglaubliche Faszination, der man sich kaum entziehen kann. Es ist alles irgendwie zu verrückt um darüber wirklich lachen zu können aber gleichzeitig kann der Film keinesfalls ernst genommen werden. Dadurch ist „The Room“ sicher ein einzigartiges Werk, das sowohl Katastrophe als auch Geniestreich des schlechten Filmes darstellt. Ein Film den man gesehen haben muss um zu glauben, dass es ihn gibt.

 

Fazit:

Tommy Wiseau hat mit „The Room“ wahrlich eine Katastrophe eines Filmes erschaffen. Der selbsternannte Filmemacher übernimmt mit voller Überzeugung die Hauptrolle in seinem eigenen Film, ist dabei jedoch absolut talentfrei und trägt die schlecht geschriebenen Dialoge ohne Timing und mit einem undefinierbaren Akzent vor, wodurch ihn keiner ernst nehmen kann. Doch auch die anderen Darsteller können kein Talent vorweisen und stolpern genauso unbeholfen durch die schlecht konstruierte Handlung. Das Liebesdrama, das der Film erzählen will, kann dadurch zu keinem Zeitpunkt ernst genommen werden. Das Resultat kann aber tatsächlich unterhalten, wobei einem das Lachen oft vor Staunen über dieses Maß an Unfähigkeit im Halse stecken bleibt, und ist Fans von Trashfilmen auf jeden Fall ans Herz zu legen.

 

Veröffentlichung:

Bislang existieren keine deutschen Veröffentlichungen. Aus den USA gibt es sowohl eine DVD als auch eine Bluray, wobei bei letzterem sogar deutsche Untertitel vorhanden sind. Wer dieses Werk in seinem vollen Wahnsinn genießen will, kann bei beiden Fassungen getrost zugreifen.

 

Bewertung: 6/10

Autor | Yves Albrecht

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