Unter Null (1987)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Less than Zero

USA; 1987

Drama

98 min

 

Marek Kanievska

Harley Peyton

Andrew McCarthy, Jami Gertz, Robert Downey Jr., James Spader, Tony Bill, Nicholas Pryor, Donna Mitchell

 

 

 


1985 veröffentlichte der 21-jährige Bret Easton Ellis seinen ersten Roman „Less than Zero“. Mit dem kontroversen Buch wurde er über Nacht berühmt und spätestens seit seinem dritten Buch „American Psycho“ genießt er weltweite Bekanntheit. Selbstverständlich interessierte sich auch Hollywood sogleich für den Bestseller und machte 1987 einen Film aus „Unter Null“. Doch leider ist das, was Drehbuchautoren an einer Geschichte ändern, nicht unbedingt positiv.

Drugs are bad, Mkay?
Drugs are bad, Mkay?

Clay (Andrew McCarthy) hat als einziger aus seiner Clique das College begonnen und hat daher den Kontakt zu Blair (Jami Gertz) und Julian (Robert Downey Jr.) etwas verloren. Als er über Weihnachten zurück nach Los Angeles fährt wird ihm klar, dass Julian total im Drogensumpf untergegangen ist und kurz vor dem Zusammenbruch steht. Auch Blair konsumiert regelmäßig Kokain und kann darum Julian auch nicht helfen. Clay versucht von da an sein Bestes seine Freunde vor dem Dealer Rip (James Spader) und der Rauschgift-Abhängigkeit zu retten.

 

Eigentlich könnte man von Drehbuchautor Harley Peyton etwas mehr erwarten, schrieb er doch mehrere Folgen für die Kult-TV-Serie „Twin Peaks“ und räumte dafür etliche Preise ab. Was er allerdings aus der Romanvorlage „Less Than Zero“ gemacht hat (vermutlich nicht ganz ohne Druck der Studios) ist eine Schande.

Bret Easton Ellis’ Roman erzählte die Geschichte einer Generation von Jugendlichen aus reichem Hause, deren Eltern sich kaum für sie interessieren und die mehr und mehr in der perspektivlosen Scheinwelt aus Drogen, Sex und Partys zu verschwinden scheinen. Keine Figur im Buch „Less then Zero“ hat noch eine wirklich vorhandene Gefühlswelt, geschweige denn eine klare Vorstellung von Moral - warum auch? Mit dem Geld ihrer Eltern können sie sich alles kaufen. Sie sind jung, sehen gut aus (selbst wenn man sie kaum voneinander unterschieden kann) und keine ihrer Taten zieht Konsequenzen nach sich. Auch die Hauptfigur Clay ist im Roman ein junger Mann, der sich in diesem Nichts des Daseins verloren hat. Er zieht von einer Begegnung zur nächsten, hat Sex, sowohl mit Frauen als auch Männern, und ist genauso wie seine Freunde auf dem Weg ins Nirgendwo. Nur ab und zu taucht ein Hauch von rationalem denken und Moral in seiner Beschreibung auf. Doch am Wendepunkt ist er bereits vorbei.

 

Die Figur Clay in der Film-Adaption hingegen ist ein braver Schüler, der als einziger seiner Freunde aufs College gegangen ist. Als er über die Ferien zurückkehrt versucht er darum verzweifelt seine im Drogensumpf abgestürzten Freunde zu retten und wieder auf den rechten Weg zu führen. Er ist der Gutmensch in Person, der keine Drogen nimmt, von allen gemocht wird und Blair hingebungsvoll liebt, wie er mehrmals unterstreicht; ganz anders als die Romanfigur, die schon lange nicht mehr weiß was Liebe ist und aufgegeben hat auch nur den Versuch zu starten Gefühle für jemand anderen zu empfinden.

Hautdarsteller Andrew McCarthy spielt seine Figur zudem verkrampft und als verstockten Gutmenschen, den man in seiner Vollkommenheit einfach nur hassen muss, besonders wenn er beginnt die ach so dramatischen Mitleidsmonologe vorzutragen.

 

Robert Downey Jr. hingegen gibt sich Mühe, wird aber bald zum Klischee-Drogenjunkie mit geschminkten Augenringen bis unters Kinn und schwarz betupften Lippen - Ja, Drogen sind so böse! Jeder, der Kokain nimmt, endet als Drogenleiche! Nur wer aufs College geht und sich anstrengt wird zu einem guten Menschen! – So zumindest scheint die Hauptaussage des Filmes zu sein.

Regisseur Marek Kanievska versucht hingegen noch manche schön inszenierte Einstellung in den Film zu bringen und zeigt ruhige und aufwändige Kammerfahrten, die der grosse Pluspunkt des Filmes sind. Genauso sind die Drehorte gut gestaltet und oft speziell beleuchtet, was der trivialen Handlung vorübergehend einen netten Zauber verleihen kann, bevor die Moralkeule und die überzeichneten, unrealistischen Figuren alles zunichtemachen. Schade um die gute Vorlage, denn das Buch ist grandios und hätte etwas Besseres verdient. Daher sei jedem empfohlen sich statt dieses verhunzten Stückes Zelluloid besser den Roman zu kaufen; da hat man wenigstens etwas für sein Geld.

 

Fazit:

Alles was den Roman von Bret Easton Ellis darstellte und zum kontrovers diskutierten Bestseller machte wurde in dieser Verfilmung durch moralische Anti-Drogen Propaganda umgeschrieben, die durch die banalisierten Charaktere und ihre blassen Darsteller nur ein trauriges Abziehbild einer kritischen Geschichte hinterlassen. Einzig Robert Downey Jr. mag mit seinem Spiel noch kurzzeitig überzeugen, bevor auch sein Charakter in Klischees untergeht. Die Eigentlich gelungenen Kamerafahrten und Drehorte mit ihrer speziellen Beleuchtung verlieren ihren Reiz genauso wie die Geschichte an Fahrt, als dem Zuschauer klar wird, dass in diesem Film nicht mehr steckt als ein furchtbar missglückter Versuch einer Adaption eines großartigen Romans.

 

Veröffentlichung:

Die deutsche DVD von 20th Century Fox ist bereits eine Seltenheit. Nur eine kleine Auflage wurde 2003 produziert und heute ist es schwierig noch eine der Scheiben in die Finger zu bekommen. Bonusmaterial ist keines vorhanden, stattdessen fünf verschiedene Sprachfassungen und noch mehr als Untertitel. Aufgrund ihrer Seltenheit sollte man schon zugreifen wenn man die DVD irgendwo günstig rum liegen sieht.

 

Bewertung: 3/10

Autor | Yves Albrecht

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