Homevideo (2011)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Homevideo

Deutschland; 2011

Drama

88 min

 

Kilian Riedhof

Jan Braren

Jonas Nay, Wotan Wilke Möhring, Nicole Marischka, Sophia Boehme, Jannik Schümann, Petra Kelling

 


„Homevideo“ wurde von Arte, dem NDR und BR produziert und stellt die siebte Regiearbeit von Kilian Riedhof dar. Auch Hauptdarsteller Jonas Nay konnte schon in mehreren Fernsehproduktionen auftreten und Wotan Wilke Möhring ist ebenfalls einer der bekannteren Schauspieler in deutschen Produktionen. Der Fernsehfilm erhielt zudem 2011 den Deutschen Fernsehpreis sowie 2012 den Grimme-Preis in mehreren Kategorien. Doch ist das Drama wirklich so gut?

 

Jakob Moormann (Jonas Nay) ist ein scheuer jugendlicher mitten in der Pubertät. Während seine Eltern in einer tiefen Ehekrise stecken und die Mutter die Familie verlassen möchte findet Jakob seine erste Liebe in Hannah (Sophia Boehme), die auf seine Schule geht. Als Jakobs Mutter seine Videokamera seinen Klassenkameraden Henry und Erik ausleiht ahnt sie nicht was sie damit auslöst. Denn auf der Speicherkarte sind neben Aufnahmen von der Familie auch ein selbst gedrehtes Video, das Jakob beim Onanieren zeigt.

Der eingebildete Henry versucht zuerst Jakob mit dem Material zu erpressen und, als dies nicht funktioniert, veröffentlicht er das Video auf der Schüler-Online-Plattform. So zum Gespött der ganzen Schule gemacht, wendet sich sogar Hannah von Jakob ab, und auch seine Eltern stehen der Situation recht Hilflos gegenüber.

 

Cyber-Mobbing - Ein Thema das die Eltern oft überfordert und dem die Erwachsenen und die Opfer meist hilflos gegenüber stehen. Da das Thema auch in Deutschland immer mehr Aktualität erreicht war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Fernsehen diesem Thema in einem Film annehmen würde.

Die Idee für „Homevideo“ ist auch gar nicht schlecht. Der Handlungsaufbau ist realistisch - auch wenn für Jakob alles schief geht was schief gehen kann, bleibt die Geschichte nach wie vor plausibel. Die Schauspieler sind ebenfalls gut. Jonas Nay überzeugt in der Rolle des verletzlichen Jakob, dessen Welt mit der Veröffentlichung des Videos zusammenbricht und auch Wotan Wilke Möhring agiert gewohnt routiniert und funktioniert ebenfalls in der Rolle des Vaters, der selbst durch seinen Beruf als Polizist nichts gegen die Attacken durch Jakobs Mitschüler unternehmen kann. Einzig Sophia Boehme als Hannah bleibt in ihrem Spiel etwas Steif und oft zu künstlich.

 

Doch das eigentliche Problem der Geschichte ist, dass man nach einer Viertelstunde weiss wie der Film verlaufen und enden wird. Der Rest ist daher nur noch die Abwärtsspirale in Jakobs Leben. Die Haupthandlung wird zudem immer mehr durch die Eheprobleme zwischen Jakobs Eltern aufgefüllt, was nicht sonderlich interessant ist und wodurch sich bald Langeweile breit macht.

Was ebenfalls fraglich bleibt ist, für wen der Film eigentlich gedacht sein soll. Für die Eltern? Wohl nicht, denn hier sehen sie nur, dass sie ihren Kindern in so einer Situation nicht helfen können – die Eltern im Film versuchen ja alles, doch hilft dies am Ende doch nicht.

Oder wendet sich der Film an die Täter, die andere Kinder mobben? Vermutlich auch nicht, denn die würden sich so einen Film gar nicht ansehen, geschweige denn etwas daraus lernen.

Dann ist es also ein Film, der den Opfern von Mobbing Mut machen soll? Doch so wie der Film verläuft ist dem auch nicht so, denn weder werden dem Zuschauer Möglichkeiten aufgezeigt wie Jakob etwas gegen seine Lage unternehmen kann, noch keimt Hoffnung auf das sich seine Situation verbessern würde. Der einzige Ausweg, aus Jakobs Lage, der am Ende gezeigt wird ist alles andere als Positiv und so bleibt die Frage offen was der Film uns wirklich lehren will.

Das Online-Plattformen von Schulen unsicher und gefährlich sind? Das Eltern keine Datenträger ihrer Kinder ausleihen sollten? Irgendwie eine merkwürdige Botschaft für einen Film.

Während Filme mit ähnlicher Thematik, wie zum Beispiel „Ben X“, versuchen eine andere Alternative und eine positivere Botschaft am Filmende zu bringen wird hier darauf verzichtet. Dadurch bleibt „Home Video“ insgesamt etwas unbefriedigend, oberflächlich und langweilig. Ein Film der tief und kritisch sein will, der aber bei genauerem hinsehen nichts Aussagekräftiges zu bieten hat und auch dramaturgisch zu geradlinig aufgebaut ist. Da schaut man sich lieber das 6-minütige Musikvideo zu „College Boy“, der Band Indochine von Regisseur Xavier Dolan an - der bringt das Thema Mobbing ausdrucksstarker und kompakter auf den Punkt.

 

Fazit:

Auf den ersten Blick wirkt „Homevideo“ vielleicht wie ein kritisches Drama zum Thema Mobbing und Bullying. Doch analysiert man die Aussage des gezeigten ist der Film doch etwas dürftig. Weder Lösungsansätze für die Situation der Hauptfigur noch eine hilfreiche Botschaft für die Eltern von Mobbing-Opfern findet sich in der Geschichte. Dramaturgisch ist der Film ebenfalls viel zu geradlinig aufgebaut und weil man dadurch als Zuschauer von Anfang an weiss wie der Rest des Filmes verlaufen wird, macht sich bald Langeweile breit, auch weil die Haupthandlung immer wieder mit unnötigen Füllszenen gestreckt ist. Dadurch ist dieser Fernsehfilm ein etwas überbewerteter Betrag zum Thema Cyber-Mobbing.

 

Bewertung: 4/10

Autor | Yves Albrecht

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