Evil Dead (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Evil Dead

USA; 2013

Horror

92 min

 

Fede Alvarez

Fede Alvarez, Rodo Sayagues

Jane Levy, Jessica Lucas, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Elizabeth Blackmore

 


Wie hoch schossen doch die Erwartungen, als letztes Jahr bekannt wurde, dass ein Remake von Sam Raimi’s Horrorklassiker „Tanz der Teufel“ („The Evil Dead“, 1981) in die Kinos kommen würde. Mit Spannung erwartete man den ersten Trailer, der die Vorfreude noch unterstrich und jeden Fan des Originals dazu drängte sich dieses Remake anzusehen. Die schweizer Kinofreunde hätten beinahe auf das Vergnügen verzichten müssen den Film im Kino zu sehen, doch die Besucherzahlen in den USA sprachen für sich, sodass „Evil Dead“ (2013) doch noch in den Lichtspielhäusern hierzulande anlief –wennauch nur mit der deutschen Synchronisation. Doch kann der Film tatsächlich halten was er verspricht?

Schon mal beim Rasieren geschnitten?
Schon mal beim Rasieren geschnitten?

Fünf Freunde, Eric, Olivia, Mia, Mias Bruder David (Shiloh Fernandez), und seine Freundin Natalie, treffen sich in einer alten Waldhütte. Ziel dieser Zusammenkunft ist es Mia (Jane Levy) endlich von ihrer Drogensucht wegzubringen, nachdem sie bei einer Überdosis beinahe gestorben wäre. Doch in die Hütte wurde eingebrochen und im Keller finden sie mehrere tote Tiere, sowie ein in Stacheldraht verpacktes, altes Buch. Als Eric einige Passagen laut daraus vorliest, erwacht etwas im Wald und scheint von Mia besitz zu ergreifen. Während die Freunde zu Beginn noch an die Wirkung des Entzuges glauben, merken sie bald, dass sie einer viel gefährlicheren Macht gegenüberstehen. Ein unaufhaltbarer Albtraum beginnt.

 

Grundsätzlich steht der geübte Horrorfan Neuverfilmungen sehr misstrauisch gegenüber. Es gab schon so viele schlechte oder unbefriedigende Remakes von Genreklassikern wie „My Bloody Valentine 3D“ (2009), „Freitag der 13.“ (2009), „Nightmare on Elm Street“ (2010) oder „Texas Chainsaw 3D“ (2013) um nur einige zu nennen. Doch die Informationen zum Remake von Sam Raimi’s „Evil Dead“ liessen auch kritische Gemüter aufhorchen: Sam Raimi und Bruce Campbell als Produzenten? Bruce Campbell hat einen Cameo-Auftritt? Das muss doch gut werden!

 

Aber leider, leider, ist dem nicht so. „The Evil Dead“ (2013) ist ganz und gar kein guter Film geworden. Bereits der obligatorische Anfangsschocker ist mit seinen überspielten Figuren total abgedroschen und kann sich nicht sinnvoll in den Rest der Handlung einfügen. Doch dachte man, dass die Figuren in dieser Rückblende stereotypen waren, so muss man über die fünf Hauptdarsteller förmlich weinen. Man wünscht sich beinahe die Laienschauspieler aus dem Original zurück; die waren wenigstens Individuen. Hier hingegen sind die Figuren austauschbar und werden dem Zuschauer nicht genügend sympathisch, als dass er um sie bangen würde. Auch die Idee mit dem Drogenentzug ist nicht sonderlich originell, kann allerdings gut akzeptiert werden. Das Fehlen der „Ash“-Figur aus dem Original sowie viele Elemente, die mehr an „The Exorcist“ als an „Tanz der Teufel“ erinnern, wirken sich aber wieder stark abträglich aus.

Die Splatter-Effekte hingegen sind gelungen (und in ihrer Brutalität nichts für schwache Gemüter), wobei nur wenige aus dem Computer kommen und man hier noch reichlich schöne, handgemachte Blutschlachten zu Gesicht bekommt. Die Reaktionen der Figuren auf so manch erschreckende Effektschlacht ist allerdings so unplausibel, dass sich die Vermutung anbietet, dass ein Affe am Drehbuch mitgearbeitet hat.

 

„Was ist bloss mit ihren Augen los?“ – Ja! Das ist das Merkwürdige... Nicht dass sie gerade fünf Liter Blut ausgekotzt hat. Nein - ihre Augen sind merkwürdig!

 

Auch das sonstige Verhalten der Charaktere ist kaum nachvollziehbar. Alle Figuren stolpern durch die unsorgfältig mit Schockeffekten zusammengenähte Handlung ohne der Situation gemäss zu agieren.

 

Ja, wirf die toten Katzen in die Abfalltonne - Vergraben wäre ja Zeitverschwendung, die Müllabfuhr kommt doch täglich bei einsamen Waldhütten vorbei.

 

Wenn man aber alle diese Schwachpunkte akzeptiert und eine gehörige Portion schwarzen Humor mitbringt, dann ist „Evil Dead“ ein echtes Highlight der unfreiwilligen Komik. Einen Film, der sich so Todernst nimmt und gleichzeitig eine derart schwachsinnige Story erzählt gab es schon länger nicht mehr. Das anfängliche Kopfschütteln verwandelt sich somit bald in schallendes Lachen, wenn die Freunde um ihre Wunden zu verbinden immer zu Klebeband greifen - selbst dann wenn der ganze Arm ab ist, oder der langhaarige Hipster-Lehrer auf einer abgetrennten Wange ausrutscht.

Keine unsinnige Idee wird ausgelassen und die Darsteller spielen mit derart verzweifelter Ernsthaftigkeit, dass sie sich problemlos mit Anna Faris aus den „Scary Movie“-Filmen messen können.

Somit ist „Evil Dead“, obwohl er alles andere als ein guter Horrorfilm ist, dennoch lustige Unterhaltung für den bierreichen Männerabend. Die beste Szene gibt es dann aber erst nach dem Abspann zu bewundern.

 

Fazit:

„Evil Dead“ (2013) hat ein derart schlechtes Drehbuch mit so stereotypen und austauschbaren Figuren, dass es eine Schande ist. Die derben und oft handgemachten Splattereffekte können einfach nicht über das billige und altbekannte Handlungs- und Schreckmomentkonstrukt hinwegtäuschen. Überhaupt erinnert die Story mehr an eine weitere Version von „The Exorcist“ als an „Tanz der Teufel“. Das Original wirkt somit im direkten Vergleich richtig innovativ.

Allerdings nimmt sich der Film so wunderbar Ernst, dass er für Freunde des schwarzen Humors eine Perle der unfreiwilligen Komik ist. So kann man durchaus die Prognose wagen, dass dieses Horror-Remake in 20 Jahren Kultstatus besitzen wird - einfach weil es so schlecht ist, dass es schon wieder perfekt unterhält. Dieser Film verdient einfach Trash-Bonus.

 

Bewertung: 6.5/10

Autor | Yves Albrecht

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Kommentare: 1
  • #1

    Silencer (Dienstag, 04 Juni 2013 00:37)

    Endlich mal eine Kritik der ich zu 100 Prozent zustimmen kann. Den Film kann man sich zwar einmal angucken aber generell ist er komplett für die Tonne.

Bewertungsmaßstab

10 = Sensationell!
9 = Genial
8 = Super!

7 = Sehr Gut
6 =  Gut
5 = Genügend (durchschnitt)
4 = Schwach
3 = Sehr Schwach
2 = Nervt
1 = Totale Sch...

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