The Lords of Salem (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Lords of Salem

USA, Kanada, GB; 2012

Horror

101 min


Rob Zombie

Rob Zombie

Sheri Moon, Bruce Davison, Jeffrey Daniel Phillips, Judy Geeson, Meg Foster, Patricia Quinn, Ken Foree, Dee Wallace-Stone, Michael Berryman


Rockmusiker Rob Zombie hat die Welt bereist mit fünf Filmen bereichert, die ihm inzwischen eine treue Fangemeinde eingebracht haben. Nach seinen beiden grösseren Produktionen „Halloween“ und „Halloween II“, bei denen die Studios Druck gemacht hatten, wollte Zombie mit „Lords of Salem“ einen unabhängigeren Horrorfilm drehen, bei dem er seine ganz persönliche Vision umsetzten konnte. Die Frage ist nur, ob dabei auch etwas Gescheites herausgekommen ist.

...und du sprichst die magischen Worte: Nie wieder Alkohol!
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Heidi (Sheri Moon Zombie) ist Radiomoderatorin im Radiosender "Big H Radio Team" des kleinen Städtchens Salem, 26 Kilometer nördlich von Boston. Eines Tages wird beim Sender eine Holzbox mit einer Vinylplatte von der Band „The Lords“ für Heidi abgegeben. In Annahme, es sei ein neues Rock-Album spielt sie die Platte. Doch als die merkwürdige Musik erklingt hat Heidi eine unheimliche Vision. Als die Platte dann auch noch vom Radiosender gespielt wird scheinen andere Personen ebenfalls von „The Lords“ beeinflusst zu werden. Ein Ortsansässiger Autor eines Buches über die Hexenverbrennungen von Salem beginnt daraufhin mit aufschlussreichen Nachforschungen zu der mysteriösen Band. Heidi wird inzwischen von immer neuen, albtraumhaften Visionen geplagt und als „The Lords“ ein Konzert in der Stadt ankündigen, überschlagen sich die Ereignisse.

 

Wie man so schön sagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach vielen negativen Stimmen hoffte ich immer noch darauf, dass Rob Zombies neuer Film ein unterhaltsames Stück Independent-Horror wird. Der Trailer sah zumindest vielversprechend aus. Auch Zombies bisherige Filme waren echte Unikate, allen voran sein Erstlingswerk „House of 1000 Corpses“ (2000), das eine wunderbare Hommage an die 80er-Jahre Horrorwelle war. Doch leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.

 

Zombie startet den Film mit einer Gruppe alter Frauen, die um ein Feuer herum tanzen und böse lachen. Dann lassen sie ihre Hülle fallen und präsentieren dem Zuschauer ihre ledrige Nacktheit. Schon diese Szene ist eher skurril und überspielt, sodass die Atmosphäre bereits hier verloren geht. Dann lernen wir Heidi kennen, und wie bei Zombie so üblich, ist unsere Hauptfigur schon ziemlich kaputt. Die Radiomoderatorin lebt zurückgezogen in einer Pension in der ausser ihr und der älteren Vermieterin niemand wohnt. Ausserdem war Heidi drogenabhängig und besucht daher regelmässig Selbsthilfegruppen. Was der Identifikation mit ihrer Figur besonders abträgt ist die Tatsache, dass sie schon von Beginn an merkwürdige Dinge sieht und der Zuschauer sie daher nie in einem normalen Zustand erlebt.

Als dann die Schallplatte im Radiosender auftaucht und Heidi, durch die Musik beeinflusst, immer neue, merkwürdige Visionen hat, kommt zwischenzeitlich etwas Stimmung auf. Dennoch wird es mit der Zeit ziemlich ermüdend, dass jede annehmlich spannende oder schockierende Szene abrupt als Traum aufgelöst wird.

 

Vergeblich wartet der Zuschauer auch auf einen richtigen Höhepunkt der Handlung oder eine fortschreitende Auflösung der Ereignisse. Vieles bleibt konfus. Die wenigen Nebenfiguren werden viel zu schnell belanglos oder verschwinden wieder und Sheri Moon Zombie ist einfach keine so gute Schauspielerin als dass sie den Film auf ihren (öfters nackten) Schultern tragen könnte.

Der unbefriedigende Schluss mit seinen vielen offenen Fragen und dem unspektakulären und konfusen Finale setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. Nein, Mr. Zombie, da haben sie beim Drehbuchschreiben einen Tick zu sehr auf Arthouse-Kino gesetzt, was leider nicht Ihre stärke ist.

 

Was hingegen bei dem Film durchaus überzeugt ist der visuelle Part. Hier merkt man, dass Rob Zombie nach wie vor ein Auge für Details besitzt. Ab und zu liefert er gute Nahaufnahmen, zeigt aber auch stimmungsvoll ausgeleuchtete Totale. Allgemein ist die Licht- und Farbgestaltung der Szenen sehr beeindruckend ausgefallen und besonders die Schlusseinstellung gleicht einem traumähnlichen Gemälde.

Die Musik, nur sehr dezent eingesetzt, untermalt diese Bilder zudem sehr gekonnt und auch die Klänge von den „Lords“ passen in das Gesamtbild dieser Albtraumwanderung. Anders als Zombies bisherigen Werken hält sich die Brutalität erstaunlich zurück und es wird viel mehr Wert auf subtileren Horror gelegt – was allerdings nur begrenzt gelingt.

Im Endeffekt können diese positiven Aspekte aber nicht über die substanzlose und konfuse Handlung hinwegtäuschen, was den Film somit leider zu Zombies schlechtestem Beitrag zur Filmwelt seit langem macht.

 

Fazit:

Mit „The Lords of Salem“ liefert Horrorregisseur Rob Zombie eine visuell beeindruckende Schlaftablette, die den Zuschauer durch eine konfuse Handlung geleitet, als ob David Lynch beim Drehbuch mitgearbeitet hatte (und ich rede hier nicht von „Lost Highway“ sondern von „Inland Empire“-Lynch). Der Film lastet auf den schmalen Schultern Sheri Moon Zombies, die leider nicht genügend Leinwandpräsenz besitzt als dass ihr Spiel über die gesamte Laufzeit fesseln könnte. Besonders das unspektakuläre und unbefriedigende Ende raubt dem Film auch noch den letzten Bonus, den er durch die wirklich gelungene Szenengestaltung hatte. Nein, dieser Rob Zombie Film ist verhext schlecht geworden.


Bewertung: 4.5/10

Autor | Yves Albrecht

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