Finnland Helsinki (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Finnland Helsinki

Schweiz; 2012

Drama, Kurzfilm

24 min


Pascal Griesshammer, Robin Wenger

Robin Wenger, Pascal Griesshammer

Pavlos Skerman, Regula Stüssi, Stephan Bürgi, Sascha Lara Bleuler, Raffael Scherrer


Die schweizerische Filmlandschaft wirkt sehr eng und starr. Was die breite Masse zu sehen bekommt sind dann die üblichen Dramen, Heimatfilme, Fernsehkrimis und ab und zu ein gross produziertes, aber substanzloses Werk von Michael Steiner wie „Das Missen Massaker“ oder „Sennentuntschi“. Da ist es immer interessant zu entdecken, dass auch der Nachwuchs am Werk ist und mal ein wenig andere visuelle und inhaltliche Wege beschreitet.

 

Der 11-Jährige Manuel ist ein ruhiges Kind, das von seiner Mutter stark behütet wird, währenddessen der Vater mehr mit seinen Hobbys beschäftigt ist. Nur in den Büschen im grossen Garten hinter dem Haus findet Manuel eine Zufluchtsstätte um sich den überwachenden Blicken der Mutter zu entziehen. In einem Plastiksack hält er dort Feuerwerkskörper und ein Sexheftchen versteckt. Als die Mutter ihn aber damit erwischt verliert Manuel endgültig seinen letzten Rückzugsort.

 

Bei „Finnland Helsinki“ handelt es sich um ein Kurzfilmprojekt, das von Pascal Griesshammer und Robin Wenger im Rahmen ihres Bachelor - Abschlusses an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) 2012 realisiert wurde.

Regisseur Griesshammer verwendet dazu ruhige Bilder, die oft statisch bleiben und nur selten von langsamen Kamerafahrten unterbrochen werden. Dies ruft bald einmal die Arbeiten von Michael Haneke in Erinnerung.

Aber auch viele feine Details zeigt er seinen Zuschauern und spielt dabei geschickt mit der Tiefenschärfe des Bildes. Dialoge gibt es kaum. Wenn jemand redet, dann ist das meistens die Mutter (Regula Stüssi), die ihren Sohn ständig unter ihren wachsamen Augen behält. Manuel (Pavlos Skerman) sagt hingegen kaum ein Wort, wenn er nicht gerade die Hauptstädte Europas lernen muss (daher auch der Titel: „Finnland Helsinki“).

 

Die dadurch aufkeimende Atmosphäre ist geprägt von einer nach und nach stärker werdenden Spannung, die den Zuschauer über die kurze Laufzeit von 24 Minuten stark fesselt und ihn dazu bringt am Geschehen dran zu bleiben. Die Identifikation mit der Hauptfigur findet somit automatisch statt, obwohl nicht jede von Manuels Handlungen nachvollzogen werden kann. Er erscheint ein wenig wie ein Gefangener, der trotz der Aufmerksamkeit seiner Mutter zunehmend zu vereinsamen scheint. Seine Schätze, die er im Garten versteckt hält, sind seine einzige Möglichkeit sich kurzzeitig zurückzuziehen.

Musik ist im Film kaum enthalten, was die ruhige, beinahe klaustrophobische Stimmung des Filmes noch unterstreicht.

 

Diese aufgebaute Spannung mündet dann darin, dass die Mutter das Versteck Manuels findet und er zu drastischen Mitteln greift um seine Freiheit wieder zu erlangen. Zum Glück wird dies dem Zuschauer nicht offensichtlich unter die Nase gerieben, sondern wird zu Beginn nur angedeutet, bevor nach und nach Klarheit folgt.

Die zu interpretierende Aussage des Filmes ist dann hingegen nicht allzu tief und auch nicht besonders neu, doch die Umsetzung und Verpackung der Geschichte überzeugt durchaus.

 

Im Bonusmaterial der DVD kann man dann noch eine alternative Version unter dem Titel „BelzeBub“ entdecken. Bei dieser Fassung wurde mit viel mehr Musik gearbeitet, die allerdings etwas zu plakativ ausgefallen ist. Durch ein paar neue Szenen wird dem Film zudem eine ganz andere Note verliehen. Im direkten Vergleich ist sicherlich der „Finnland Helsinki“–Version den Vorzug zu geben; auch dadurch, dass sich die Bilder und der Schnitt durch etwas mehr ruhe auszeichnen.

 

Fazit:

„Finnland Helsinki“ ist ein gelungenes Frühwerk, das sich durch die ruhigen, detaillierten Bilder und die drückende Stimmung auszeichnet. Ein böses Ende rundet die Geschichte ab und lässt den Zuschauer mit einem morbiden Augenzwinkern zurück. Es ist sicher keine Neuerfindung des Filmes, kann sich aber doch durch etwas mehr Ehrlichkeit und Liebe fürs Detail von den grösseren schweizerischen Produktionen abheben. Auf jeden Fall entdeckt man hier das Potential dafür, dass sich die Filmlandschaft hierzulande doch durch etwas mehr Innovation interessanter entwickeln könnte.

 

Webseite des Films: http://www.finnlandhelsinki.ch


Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

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Kommentare: 1
  • #1

    Robin (Dienstag, 04 Juni 2013 11:45)

    Lieber Yves! Ich wollte noch danke sagen für das FINNLAND HELSINKI Review. Es freut mich, dass du den Film genauso verstanden hast wie von uns initiiert! Das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit und es wunderbar, dass ihr auch solche Projekte auf eurer Seite berücksichtigt und bespricht! Danke für die tolle Arbeit. Herzlich,
    Robin

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