The Color Wheel (2011)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

The Color Wheel

USA; 2011

Komödie, Drama

83 min


Alex Ross Perry

Carlen Altman, Alex Ross Perry

Carlen Altman, Alex Ross Perry, Bob Byington, Kate Lyn Sheil, Anna Bak-Kvapil, Ry Russo-Young, Craig Butta


2009 realisierte Alex Ross Perry seinen ersten Film „Impolex“ - eine schräge Satire über einen Soldaten, der eine Bombe durch den Wald trägt. Während jener Film in seiner Machart kaum für ein breites Publikum geeignet war und daher auch nie auf DVD veröffentlicht wurde, ist sein zweites Werk „The Color Wheel“ schon um einiges gelungener. So wanderte er zwei Jahre lang von Festival zu Festival und landete auch auf dem Locarno Filmfestival 2011. Jetzt sollen endlich DVD-Veröffentlichungen folgen.

Nothing says 'Arthouse' more than grainy B/W-Footage
Nothing says 'Arthouse' more than grainy B/W-Footage

JR (Carlen Altman) hatte schon immer Pech mit Männern und so ist nun auch ihre Beziehung zu ihrem Lehrer (Bob Byington) in die Brüche gegangen. Um ihre restlichen Besitztümer aus dessen Wohnung zu holen ruft sie kurzerhand bei ihrem spießigen Bruder Colin (Alex Ross Perry) an, der gerade mit seiner Freundin zusammengezogen ist. Nach kurzem Zögern erklärt sich Colin dazu bereit ihr zu helfen und das ungleiche Geschwisterpaar begibt sich auf einen Roadtrip bei dem sie nicht nur ihre eigenen Differenzen zu genüge ausdiskutieren können, sondern auch so manch unbeteiligte Person mit hineinziehen.

 

Auf 16mm Schwarz/Weiss-Film gedreht hebt sich Alex Ross Perry’s zweiter Spielfilm bereits von den Mainstream-Komödien ab. Die Geschichte selbst zeugt auf den ersten Blick vielleicht nicht von besonderer Kreativität, und tatsächlich gibt es schon unzählige Filme, die einen ähnlichen Aufbau haben. Doch Perry ist ein Drehbuch gelungen, das so erfrischend und charmant daherkommt, wie dies schon lange keine Komödie mehr geschafft hat.

Er erzählt keine Geschichte von reichen Snobs und deren belanglosen Liebesproblemen - seine Figuren sind menschlich, gerade weil sie Schwächen haben, und dadurch ist es auch spannend ihnen zuzuschauen.

 

JR ist eine erfolglose Wetterfee, die zudem Pech in ihrem Liebesleben hat und deren Promi-Schwarm Moses (ja, der aus der Bibel) ist.

Ihr Bruder Colin dagegen ist spießig, neurotisch und steht unter der Fuchtel seiner Freundin. Er kann gar nichts mit dem unsteten Lebensstil seiner Schwester anfangen und somit sind Konflikte zwischen den beiden schon vorprogrammiert.

Die Dialoge sind wirklich oft zum schießen komisch und auch die Situationskomik ist einfach herrlich. Vergleiche zu den Werken des jungen Woody Allen bieten sich an, wobei Perry aber auch seinen ganz eigenen Stil gefunden hat.

Wunderbar skurril und mit erfrischender Ehrlichkeit kommt auch die Szene daher, in der das Geschwisterpaar die Party von ehemaligen Schulkameraden besuchen. Diese prahlen allesamt mit ihrem erfolgreichen Leben, während Colin und JR nicht in deren spießiges Lebenskonstrukt hineinpassen wollen. So kommt auch die mitgebrachte Ananas gar nicht gut an.

 

Die Schauspieler sind alles keine wirklichen Profis, doch erfüllen ihre Parts. Carlen Altman als JR überzeugt dabei am meisten wobei Alex Ross Perry als Colin mit seiner leicht weinerlichen Stimme zu Beginn noch etwas nervt, im Verlauf des Filmes in seiner Rolle aber super aufgeht.

Das Ende kommt hingegen etwas unerwartet und könnte manchen Zuschauer vor den Kopf stossen. Es ist aber gleichzeitig ein ruhiger Schluss, der den Film so abschließt wie dieser begonnen hat, ohne eine aufgesetzte Moral, und der lockeren Grundstimmung des restlichen Filmes einen leichten Dämpfer verpasst, aber auch Hoffnung ausstrahlt.

 

Fazit:

Alex Ross Perry ist ein charmantes Roadmovie gelungen, das besonders dank dem originellen Drehbuch mit seinen menschlichen Charakteren und der skurrilen Situationskomik punktet. Die Darsteller sind alle keine Profis, doch stören den Erzählfluss keineswegs und besonders die beiden Hauptdarsteller gehen in ihren Rollen auf. Die leicht körnige Schwarz/Weiss-Optik ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig und das Ende bringt keine Erleuchtung, doch dem herzlichen Gesamteindruck des Filmes kann man sich kaum entziehen und so gehört „The Color Wheel“ zu den erfrischendsten Komödien der letzten Jahre.


Veröffentlichung:

Das französische Label Potemkine Films hat den Film Anfang 2013 zum ersten Mal veröffentlicht. Auf der DVD ist der Originalton mit französischen Untertiteln enthalten. Eine Veröffentlichung in den USA soll auch noch folgen. Über eine DVD im deutschsprachigen Bereich ist noch nichts bekannt.

Bewertung: 8.5/10

Autor | Yves Albrecht

Regisseur Alex Ross Perry signiert eine Ananas am Filmfestival Locarno:

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