Hitchcock (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Hitchcock

USA, 2012

Biographie, Drama

98 min

 

Sacha Gervasi

John J. McLaughlin, Stephen Rebello

Scarlett Johansson, Jessica Biel, Anthony Hopkins, Danny Huston, Helen Mirren, Toni Collette, Kurtwood Smith


The Master of Suspense: Alfred Hitchcock; die Regielegende schlechthin, die unzählige Generationen beeinflusst und mit nervenzerreissend spannenden Filmen unterhalten hat. Nun hat sich die Filmindustrie auch dieser illustren Figur angenommen um sie in einer Biographie zu würdigen. Bereits letztes Jahr wurde ein Fernsehfilm unter dem Titel „The Girl“ von Julian Jarrold veröffentlicht, der die Dreharbeiten von „Die Vögel“ (1963) zeigt. Während in jenem Film Toby Jones die Rolle des korpulenten Regisseurs übernahm, wurde für „Hitchcock“ kein geringerer als Anthony Hopkins („Das Schweigen der Lämmer“, „Nixon“) verpflichtet. Ist es Regisseur Sacha Gervasi gelungen einen spannenden Film zu drehen oder verschwindet Hopkins unter dem dicken Make-Up?

Es ist das Jahr 1959 und der 60-Jährige Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Gerade wurde sein neuster Film „North by Northwest“ veröffentlicht und wird zum grossen Erfolg. Doch nun stellt sich einmal mehr die Frage, welches Projekt er als nächstes angehen will. Hitchcock ist auf der Suche nach etwas anderem, einer neuen Herausforderung um die Zuschauer zu schockieren. Da landet das Buch „Psycho“ von Autor Robert Bloch in seinem Büro, das auf der wahren Geschichte des mehrfachen Mörders Ed Gein beruht. Sofort ist er angetan von der morbiden Geschichte, in der es neben Mord auch noch um Nekrophilie und Inzest geht. Sein Studio „Paramount“ ist hingegen wenig begeistert, genauso wenig wie die Zensurbehörden. Niemand scheint an das Projekt zu glauben. Doch stur wie Hitchcock ist, beschliesst er kurzerhand den Film aus eigener Tasche zu finanzieren. Dabei geht es nicht nur um seinen finanziellen Ruin, sondern auch seine Ehe wird auf eine harte Probe gestellt.

 

Wie man der Inhaltsangabe bereits entnehmen kann, konzentriert sich diese Biographie lediglich auf den Zeitraum in Alfred Hitchcocks Leben als er seinen wohl bekanntesten Film „Psycho“ drehte. Auch heute vermag dieser Horrorthriller dem Zuschauer noch kalte Schauer den Rücken runter zu jagen. Doch für Hitchcock stand bei den Dreharbeiten dazu sehr viel auf dem Spiel, da er mit seinem eigenen Vermögen dafür bürgte.

 

Um diese Geschichte auf die Leinwand zu bringen, wurden einige bekannte Gesichter an Bord geholt. Neben Anthony Hopkins als Hitchcock spielen Helen Mirren als dessen Frau Alma, Scarlett Johansson als Janet Leigh und Jessica Biel als Vera Miles. Für alle, die diese Darsteller bereits kennen, ist es eher schwierig sie in diesen Rollen zu akzeptieren, denn kennt man die echten Gesichter aus „Psycho“, so ist die Ähnlichkeit doch eher bescheiden. Auch Anthony Hopkins sieht trotz viel (und gelungenem) Make-up immer noch wie ein dicker Anthony Hopkins aus und nicht wie Alfred Hitchcock. Er gibt sich in seiner Darstellung jedoch sehr viel Mühe und die Art zu sprechen sowie die Stimmlage kommen sehr stark an das Original heran. Dennoch schafft er es wegen seinen markanten Gesichtszügen nie den Charme des echten Hitchcock auszustrahlen.

 

In seinem Aufbau erinnert „Hitchcock“ ein wenig an den 2005 gedrehten „Capote“ mit Philipp Seymour Hoffman. Doch mag die Geschichte bei „Hitchcock“ auch so zu faszinieren? Nun, wer sich auf viele Einblicke in die Dreharbeiten von „Psycho“ freut wird enttäuscht. Der Filmdreh wird nämlich bald nur noch zur Nebenhandlung, während sich die Geschichte auf die Beziehung zwischen Hitchcock und seiner Frau konzentriert. Diese scheint während dieser Zeit daran zu zerbrechen, dass sich Alma nicht mehr beachtet fühlt, weil Hitchcock immer gerne mit seinen jungen, blonden Hauptdarstellerinnen flirtet. Hitchcock hingegen wird bald von Eifersucht geplagt als Alma sich des Öfteren mit einem Schriftsteller trifft um dessen neusten Roman in ein Drehbuch umzuschreiben.

So dürfen wir beobachten, wie bald ein trotziger Kleinkrieg zwischen den beiden Ausbricht, während das Filmprojekt deswegen in Probleme gestürzt wird. Das ist leider nur mässig unterhaltsam – möge es auch noch so biographisch korrekt sein.

 

Die starken Momente hat der Film lediglich dann, wenn sich Hitchcock mit den Zensurbehörden herumschlagen muss oder mit seiner Frau das Filmprojekt diskutiert. Hingegen die Szenen in denen dem Hitchcock der Mörder Ed Gein als Fantasiefigur erscheint und mit ihm Zwiegespräche führt sind arg gekünstelt und irritieren den Erzählfluss eher als dass sie auflockernd wirken.

So bleibt das Unterhaltungsniveau durchgehend auf Fernsehfilm Niveau ohne wirklich einen Höhepunkt zu erreichen. Das liegt vermutlich auch daran, dass dem Zuschauer bewusst ist, wie erfolgreich „Psycho“ werden wird und sich daher das Bangen um die finanzielle Zukunft Hitchcocks in Grenzen hält.

Was bleibt ist ein netter Film über die Beziehungskrise eines Meisterregisseurs in seinen späten Jahren. Da hätte man durchaus mehr draus machen können.

 

Fazit:

Mit „Hitchcock“ ist Regisseur Sacha Gervasi kein besonders aufschlussreiches Biopic gelungen, was hauptsächlich daran liegt, dass sich die Handlung zu sehr auf die Ehekrise zwischen Alfred Hitchcock und seiner Frau konzentriert. Die Dreharbeiten zu „Psycho“ werden bald zur Nebenhandlung, wobei doch gerade diese den Zuschauer interessieren würden. Die Schauspieler geben sich zwar Mühe, doch während Helen Mirren in ihrer Rolle aufgeht, nimmt man Anthony Hopkins trotz gelungenem Make-up und passender Stimme die Figur des korpulenten Meisterregisseurs nicht ab. Zu wenig Authentizität kann der Charakterdarsteller seiner Figur verleihen und damit verschenkt der Film bereits wichtige Punkte. Ein kompletter Flop ist der Film aber auch nicht geworden, doch gleicht er mit seinem Handlungsaufbau und Inhalt eher einem Fernsehfilm und ist daher kaum einen Kinobesuch wert.

 

Bewertung: 5.5/10

Autor | Yves Albrecht

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