Originaltitel
Land/Jahr
Genre
Laufzeit
Regie
Drehbuch
Darsteller
Mais ne nous délivrez pas du mal
Frankreich; 1971
Drama
98 min
Joël Séria
Joël Séria
Jeanne Goupil, Catherine Wagener,
René Berthier
„Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ ist wahrlich ein Skandalfilm, könnte er doch heute noch problemlos die
Gemüter erhitzen. In seinem Entstehungsjahr reagierten die französischen Behörden auf Druck der Kirche mit dem Verbot des Films. Selbst ins Ausland durfte er nicht verkauft werden, bevor nicht
gewisse Szenen gekürzt worden waren. Daraufhin wurde er aber zum Kassenerfolg, avancierte zum Kultfilm und ist bis heute Joël Sérias bekanntestes Werk. Dank dem Label „Bildstörung“ kann man den
Film auch endlich in Deutschland bewundern.
Die beiden Mädchen Anne (Jeanne Goupil) und Lore (Catherine Wagener) wirken wie brave Schülerinnen des Klosterinternats, die keiner Fliege etwas zu leide tun könnten. In Wahrheit sind sie aber zutiefst verdorben und haben sich dem Bösen verschrieben. Ohne dass ihre Eltern etwas davon bemerken, spielen die beiden an der Schwelle zur Adoleszenz stehenden Mädchen, bösartige Streiche, die bald gar nicht mehr lustig sind. Unausweichlich steuern die beiden auf eine Katastrophe zu.
Als Regisseur Joël Séria sein Drehbuch den französischen Behörden zur Sichtung einreichte, erhielt er als Antwort einen wütenden Brief. Keiner würde so einen Film produzieren wollen und er würde niemals freigegeben werden. Kurzerhand stellte Séria mit einem kleinen Budget eine eigene Produktionsgesellschaft auf die Beine. Ein wahrer Glücksfall, denn der Film ist eine Wucht geworden und heute noch genauso faszinierend provokant wie zu Zeit seiner Veröffentlichung.
Inspirieren liess sich der Filmemacher durch den Mordfall Parker-Hulme 1954, bei dem zwei junge Frauen die Mutter der einen erschlagen hatten.
Es ist wahrlich keine besonders leicht verdauliche Kost die einem geboten wird. Im klaren Mittelpunkt steht Anne (Jeanne Goupil), die dominantere, tonangebende der beiden Mädchen. Lore (Catherine Wagener) macht das Ganze mit und fällt zunehmend in den Strudel der bösartigen Ideen Annes. Bald töten sie die geliebten Vögel des geistig zurückgeblieben Gärtners oder zünden die Strohballen auf den Feldern der Bauern an. Um ihre Verbundenheit mit dem Bösen zu untermauern halten sie sogar eine rituelle Messe ab. Das alles hat bald eine ungemein diabolische Note, die auf den Zuschauer wirkt.
Nur in einer Szene erkennt man, dass selbst Anne Zweifel an ihrer eigenen Bösartigkeit hat – sind ihre Taten doch mehr wütender Aufschrei, Auflehnung gegen die trostlose, und religiös geprägte Welt ihrer Eltern und der Klosterschule. Diese Sinnsuche endet bald in der Katastrophe.
Die schauspielerische Leistung ist dabei auch beeindruckend und die beiden Mädchen gehen in ihren Rollen perfekt auf. Die damals 18 jährige Catherine Wagener sieht nicht älter als 13 aus und somit schockieren besonders die gezeigten Vergewaltigungsversuche. Aber auch die nicht professionelle Darstellerin Jeanne Goupil dominiert ihre Rolle überzeugend. Während den Dreharbeiten verliebten sie und Joël Séria sich sogar ineinander und heirateten kurz darauf.
Fazit:
Der französische Skandalfilm hat über die Jahre nichts von seiner Kraft verloren und überzeugt durch den Sog aus faszinierendem Bösen, dem sich kein Zuschauer entziehen kann. Die beiden Hauptdarstellerinnen gehen in ihren diabolischen Rollen auf und mögen den Film mit ihrem ehrlichen Spiel zu tragen. Es verwundert nicht, dass dieses Werk der Kirche ein Dorn im Auge war und vermutlich immer noch ist. Doch es ist ein wichtiger Film und er sei jedem ans Herz gelegt, der schwierigen Themen nicht aus dem Weg gehen möchte.
Veröffentlichung:
„Bildstörung“ hat wieder eine schöne DVD erschaffen, auf der zwar nur der französische Originalton enthalten ist, dies dafür aber mit viel Bonusmaterial und einem Booklet wieder wett macht. Wieder eine Kaufempfehlung eines der besten Labels im deutschsprachigen Raum.
Bewertung: 8.5/10
Autor | Yves Albrecht
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