Originaltitel
Land/Jahr
Genre
Laufzeit
Regie
Drehbuch
Darsteller
Eine wen iig, dr Dällebach Kari
Schweiz; 2011
Drama
112 min
Xavier Koller
Xavier Koller
Hanspeter Müller, Carla Juri, Nils Althaus
Xavier Koller gehört wohl zu den erfolgreichsten modernen Schweizerregisseuren im In- und Ausland. Bereits 1990 strebte er danach in Hollywood Fuss fassen zu können. Und genau dies gelang ihm mit dem Film „Reise der Hoffnung“. Damit gewann er nämlich den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Koller kehrte danach zu seinen Schweizerwurzeln zurück und drehte in der Hauptstadt Bern den Film „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“. Dieser Film handelt von dem berner Stadtoriginal Kari Dällebach. Der Film basiert nicht auf dem 1970 von Kurt Früh gedrehten Film „Dällebach Kari“, sondern auf der Theaterversion von Livia Anne Richard.
Der Kari (Nils Althaus) wurde als letztes Kind der Familie Dällenbach im emmentalischen Walkringen geboren. Er kam mit einer Hasenscharte auf die Welt, welche im Jahre 1877 meist für den Tod eines Kindes sorgte. Folglich riet auch der Arzt, nach Karis Geburt, diesen zu ertränken. Seine Mutter brachte es aber nicht übers Herz ihn zu töten und fütterte ihn bis er sich selbständig ernähren konnte. Seine Hasenscharte bereitete ihm aber ein Leben lang Sorgen und er wurde aus diesem Grund oft ausgelacht. Als gelernter Coiffeur eröffnete er bald in Bern einen eigenen Salon. Damit die Leute nicht immer über ihn lachten, erzählte er oft Witze und gab lustige und schlagfertige Antworten. Mit diesem Charakterzug lernte er auch die Fabrikantentochter Annemarie Geiser (Carla Juri) kennen. Sie verliebten sich einander. Dies ging solange gut, bis Kari bei den Eltern von Annemarie auftauchte, und sie seine Hasenscharte sahen.
Der Film legt das Hauptaugenmerk auf die Liebesgeschichte zwischen Kari und Annemarie. Er zeigt die tiefe Verbindung zwischen diesen beiden noch jungen Menschen. So hebt er klar die Charakterzüge von Kari hervor, und geht nicht auf seine Missbildung ein. Diese aber stört Kari in dieser Bindung, und Annemarie versucht ihn davon zu überzeugen, dass sie ihn trotz diesem Mangel liebe und heiraten möchte. Diese Liebesgeschichte wird mit viel Gefühl und Details erzählt. Aber auch wie Kari mit seiner Missbildung leben muss wird gut aufgezeigt, und wie er sich damit zu behaupten versucht.
Nils Althaus spielt den jungen Kari sehr gut. Mit viel Gefühl versucht er dem Publikum diese tragische Figur näher zu bringen. Hanspeter Müller-Drossaart spielt den alten Kari. Er erzählt sozusagen seine Lebensgeschichte, welche wie ein Märchen beginnt und dann doch sehr traurig enden muss. Er hat sicher schon besser gespielt, aber er überzeugt. Carla Juri als Annemarie Geiser spielt ebenso gut wie Althaus. Sie scheint mit ihrer gefühlsvollen Art, von der schauspielerischen Leistung aus betrachtet, auf gleichem Niveau zu stehen wie ihr Filmpartner.
Xavier Koller versetzt das Publikum mit diesem Film zurück in die Stadt Bern vor gut 100 Jahren. Er zeigt die Berner Altstadt, welche wieder hergerichtet wurde und speziell für diesen Film angepasst wurde. Man merkt auch von der Regie her, dass Koller schon etwas amerikanische Erfahrung hat. Er gestaltet den Film mit Kamerafahrten und guten Grossaufnahmen sehr vielschichtig und nicht so ganz typisch schweizerisch.
Fazit:
Der Film erzählt beinahe ein Märchen, aber trotzdem das harte Leben von Dällebach Kari, einem Berner Stadtoriginal. Eine sehr berühmte und zugleich tragische Figur in der Schweizergeschichte. Der berner Dialekt passt wunderbar in diesen Film, könnte aber für Fremdsprachige etwas schwer verständlich sein, da es keine Untertitel dazu gibt.
Für alle, welche die Geschichte von Dällebach Kari einmal in Farbe sehen möchten, oder wieder einmal eine schöne Liebesgeschichte, wie es das Leben schreibt, der ist bei diesem Film wohl gut bedient.
Bewertung: 6.5/10
Autor | Samuel Keller
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