Hyde Park on Hudson (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Hyde Park on Hudson

GB, 2012

Drama

95 min

 

Roger Michell

Richard Nelson

Bill Murray, Laura Linney, Olivia Williams, Olivia Colman, Samuel West, Elizabeth Marvel, Blake Ritson

 


Bill Murray will keine Komödien mehr drehen, gab der Schauspieler erst vor kurzem bekannt. So spielt er auch in seinem neusten Film eine ernstere Rolle, nämlich den ehemaligen Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt. Die Handlung basiert auf den Tagebüchern von Margaret Suckley, die, wie sich herausstellte, eine der Geliebten Roosevelts war. Der geschichtliche Hintergrund ist dabei auch sehr wichtig, denn ein Treffen zwischen dem Präsidenten und dem König von England sollte damals über den Ausgang des Zweiten Weltkriegs entscheiden.

USA, 1939, die Zeit der großen Depression. Die junge Margaret Suckley (Laura Linney) lebt bei ihrer Tante in armen Verhältnissen obwohl sie die sechste Cousine des US-Präsidenten ist. Doch eines Tages wird sie von dessen Mutter ins ländliche Hyde Park am Hudson eingeladen, um Franklin Roosevelt (Bill Murray) ein wenig von der vielen Arbeit abzulenken. Zögernd geht sie auf das Angebot ein und besucht den entfernten Verwandten. Dieser hat großes gefallen an der jungen Margaret und schafft es mit seiner einnehmenden Persönlichkeit ihr Herz zu gewinnen. Bald sind sie mehr als nur gute Freunde.

Gleichzeitig bereitet sich die Belegschaft des Präsidentenanwesens auf wichtigen Besuch vor, denn König George VI von England (Samuel West) und seine Gattin Queen Elizabeth (Olivia Colman) bereisen als erstes britisches Königspaar die USA. Sehr wichtig ist dies auch deswegen, weil England kurz vor dem Krieg mit Deutschland steht und auf die Unterstützung Amerikas angewiesen ist. Doch Roosevelt hält gar nichts von steifen Zeremonien und auch so manche Panne beim Besuch ist vorprogrammiert.

 

Erst nach dem Tod im hundertsten Lebensjahr von Margaret Suckley wurden die Aufzeichnungen entdeckt, welche ihre Liebesbeziehung mit Präsident Roosevelt aufdeckten. Weil diese auch gerade während den Kriegsjahren stattfanden war es nur eine Frage der Zeit bis sich jemand dem Stoff annehmen würde. Nachdem vor kurzem ja bereits der Film „The King’s Speech“ mit Colin Firth als stotternder King George großen Anklang beim Publikum fand, war der Boden für das Thema bereits geebnet.

Doch leider vermag „Hyde Park on Hudson“ nicht dieselbe Faszination auszuüben wie der Oscar-Abräumer von 2010.

Dies liegt hauptsächlich an der Figur der Margaret Suckley, gespielt von Laura Linney. Ihre Figur ist zu uninteressant, hat keine Hintergrundgeschichte und ihr Voice-over Kommentar, der gar nichts zur Handlung beiträgt, nervt mit der Zeit mehr als dass er informativ ist. Dadurch kommt die Handlung bald einmal ins Stocken, bevor sie überhaupt etwas in Fahrt gekommen ist. Der Soundtrack von Jeremy Sams passt auch gar nicht und ist sehr ungünstig den Szenen unterlegt. Neben dem erklingt natürlich auch die obligate Musik aus den 30ern. Und was wäre ein Film, der in dieser Zeit spielt ohne “Moonlight Serenade” von Glenn Millerund “If I Didn’t Care” von The Ink Spots – Lieder die man schon so oft gehört hat, dass sie einen aus den Ohren raushängen.

 

Gut dagegen ist Bill Murray als an Kinderlähmung leidender Präsident Roosevelt. Seine Darstellung überzeugt und er verleiht seiner Figur viel Menschlichkeit, zeigt aber auch mit welcher Stärke dieser Mann mit seiner Krankheit umging. Das Duo Samuel West und Olivia Colman als Königsehepaar kommt nicht ganz an die darstellerische Leistung von Colin Firth und Helena Bonham Carter und wirken in ihrer ersten Szene wie eine billige Karikatur. Doch mit fortlaufender Handlung verbessert sich dies. Besonders in den Szenen als sich Franklin Roosevelt und König George privat unterhalten und ihre Gemeinsamkeiten und schwächen erkennen, hat der Film seine starken Momente. Leider kommen diese erst gegen Mitte der Geschichte und bald wendet sich die Handlung wieder Margaret Suckleys belangloser Liebesaffäre zu.

Somit schleppt sich der Film über weite Strecken dahin, um selten wirkliche Höhepunkte zu Erreichen. Unterhaltsam ist das nur begrenzt, und der feine Humor besteht hauptsächlich darin, dass sich die adligen der Gesellschaft hier nicht wie Übermenschen geben, sondern wie ganz normale Personen, die aber immer noch das Gefühl haben, sich gut benehmen zu müssen.

 

Fazit:

Mit „Hyde Park on Hudson“ ist Regisseur Roger Michell („Notting Hill“) ein nur begrenzt unterhaltsames Stück Geschichtsfilm gelungen. Dies liegt insbesondere an der trivialen Figur der Margaret Suckley, die dem Zuschauer von Beginn an egal ist und den Film mit ihrer Erzählung nicht genügend tragen kann. Die starken Momente tauchen besonders im Mittelteil auf, die durch ihre geschichtliche Relevanz und der guten Darstellung von Bill Murray leben. So ist der Film kein komplettes Fiasko, aber auch nicht so spannend oder historisch relevant wie beispielsweise „The King’s Speech“ und es genügt, wenn überhaupt, ihn sich auf DVD anzuschauen.

 

Bewertung: 5/10

Autor | Yves Albrecht

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