Gandu - Wichser (2010)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Gandu

Indien; 2010

Drama

85 min


Q

Qaushiq Mukherjee

Anubrata Basu, Joyraj Bhattacharya, Rii, Kamalika Banerjee, Shilajit Majumdar


Wenn man von Kino aus Indien hört denkt man automatisch an die kitschigen, farbenfrohen Filme, in denen immer ausgiebig gesungen und getanzt wird. Dem indischen Regisseur Q (Kaushik Mukherjee) waren diese "Bollywood"-Filme offenbar schon lange ein Dorn im Auge und so hat er kurzerhand einen Film gemacht, der mal ganz anders daherkommt.

Verdammt... Kreise zeichnen ist schwer!
Verdammt... Kreise zeichnen ist schwer!

Gandu lebt immer noch bei seiner Mutter, hat keine Ausbildung, keine Arbeit und auch sonst geht ihm sein Leben gehörig gegen den Strich. Seine Zeit Verbringt er damit Rapsongs zu schreiben oder dem Liebhaber seiner Mutter Geld aus der Tasche zu klauen. Eines Tages lernt er einen Rikschafahrer, genannt "Rikscha" kennen und zu zweit tauchen sie ab in eine Welt aus Drogen und noch mehr Perspektivlosigkeit. Doch plötzlich ändert sich alles: Ein Regisseur taucht auf, der gerade einen Film über Gandu dreht, dann gewinnt er den grossen Preis in der Lotterie und verbringt eine unglaubliche Nacht mit einer hübschen Frau. Oder ist das doch alles nur Einbildung?

 

Dieser Film ist ein wütender Aufschrei – ein Schlag ins Gesicht der kitschigen Filmindustrie Indiens. Regisseur Q bringt ungeschönte Themen, denen der Filmgigant "Bollywood" gekonnt aus dem Weg geht. Fluchen, Drogen, Pornographie, Masturbation und Rapmusik – mit voller Wucht knallt er dem Zuschauer die geballte Ladung um die Ohren. Auf Gesangseinlagen wird daher auch hier nicht verzichtet, sie sind aber viel kürzer und rockiger als im bekannten Kino Indiens.

Ausserdem ist der Film in Schwarz/Weiss und vorwiegend mit Handkameras gedreht, und die triste Geschichte wird immer wieder von schnell geschnittenen, drogentripähnlichen Sequenzen unterbrochen.

Wahrlich kein gewöhnliches Kino und selbst für westliche Standards sehr provokativ, gibt es doch manch freizügige Szene, so beispielsweise auch die einzige Farbsequenz im Film: Die Sexszene zwischen Gandu und einer jungen Frau.

 

Daher ist dem Film doch ein grosses Lob auszusprechen, denn all dies kommt mit unglaublicher Ehrlichkeit daher und ist handwerklich gut gemacht. Es wird zur Abwechslung ein völlig anderes Bild Indiens präsentiert, ungeschönt und trist. Auch die Schauspieler agieren alle überzeugend und manch surreale, künstlerische Sequenz wie auch die guten Songs runden den Film ab.

 

Fazit:

"Bollywood, du kannst mich mal!" scheint der Film zu schreien und unterstreicht dies mit allen visuellen und storytechnisch provokanten Mitteln. In Schwarz/Weiss, nackt und tabufrei überrollt der Film den Zuschauer. Wahrlich werden Dinge gezeigt, die man noch selten in einem anderen Werk gesehen hat. Doch auch der künstlerische Anteil im Film ist sehr hoch und so vermischt sich Realität, Trip und Fantasie zu einem Gemisch, das nicht mehr auseinanderzuhalten ist. Abgerundet wird das alles von einem Ende, das nichts beantwortet, sondern so schräg ist, wie der schiefe Abspann, der über den Bildschirm rollt. Anschauen!

 

Veröffentlichung:

Und auch zu diesem Film hat BILDSTÖRUNG eine Limited-Edition. Viel Bonus, gutes Bild, guter Ton und sogar die Soundtrack CD mit dabei. Wie immer ein dickes Booklet, das alles abrundet. Tja, das Ding muss man sich einfach kaufen.

 

Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

Besucherwertung

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    knispelschalke (Donnerstag, 27 Juli 2017 09:13)

    Habe ich jetzt mit Soundtrack-CD und als BluRay für 1€ (+1,45€ Versandkosten) auf dem "Marktplatz" bei OFDB im absolut neuwertigem Zustand gekauft.
    Bin sehr gespannt auf den Film

Bewertungsmaßstab

10 = Sensationell!
9 = Genial
8 = Super!

7 = Sehr Gut
6 =  Gut
5 = Genügend (durchschnitt)
4 = Schwach
3 = Sehr Schwach
2 = Nervt
1 = Totale Sch...

Loading