Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Life of Pi

USA; 2012

Abenteuer, Drama

127 min

 

Ang Lee

David Magee

Suraj Sharma, Irfan Khan, Ayush Tandon, Gautam Belur, Adil Hussain, Tabu, Ayan Khan, Vibish Sivakumar


Der taiwanesische Filmregisseur Ang Lee ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Dass er darin schlicht ein Meister ist, hat er mit seinem zweiten Film "Das Hochzeitsbankett" 1993 gezeigt. Dass er sich nur verbessern möchte und immer höher hinaus will, hat er 1995 mit der Romanverfilmung von Sinn und Sinnlichkeit, bewiesen. 1999 brachte er mit "Ride with the Devil" einen US-amerikanischen Kostümfilm auf die Leinwand. 2000 legte er mit dem asiatischen "Tiger and Dragon" nach. Mit der Comicverfilmung "Hulk" machte er sich Freunde wie auch Feinde. Auch mit dem homosexuellen Stoff verarbeitenden "Brokeback Mountain" machte er sich nicht nur Freunde. Bei den Oscars, kam er da aber gut an. Und nun ist er zurück mit der Buchverfilmung von "Life of Pi". Die Bilder der Plakate sehen toll aus, kann Ang Lee mit diesen Bildern auch eine fesselnde Geschichte erzählen?

"Ich bin der König der Welt!"
"Ich bin der König der Welt!"

Piscine Moliter Patel, genannt Pi (Suraj Sharman), ist der Sohn eines Zoodirektors im indischen Pondicherry. Er war schon ein gläubiger Hindu als er das Christentum kennenlernte und konvertierte. Später lernt er den Islam kennen und nimmt auch diese Religion an.

Aus einer finanziellen Notlage beschliesst Pi’s Vater die Tiere in Kanada zu verkaufen und dort einen neuen Job anzunehmen. So verlässt Pi mit seiner Familie und den ganzen Tieren auf einem Schiff Indien. Als der Frachter über dem Marianengraben in einen Sturm gerät findet nur Pi gefallen an diesem. Er geht an Deck um zu sehen wie das gewaltige Naturschauspiel von nahem aussieht. Dies rettete ihm vermutlich das Leben. Denn in diesem Sturm versinkt der Frachter und zieht seine ganze Familie mit in den Tod. Er ist der einzige Überlebende auf einem Rettungsboot. Mit ihm haben nur ein Zebra, ein Orang-Utan, eine Hyäne und der Tiger Richard Parker überlebt. Durch die Hyäne und den Tiger dezimierte sich die die Anzahl der überlebenden schnell, bis nur noch Pi und Richard Parker übrigbleiben. Pi ist auf einem kleinen, aus Rudern und Schwimmwesten gebastelten Floss, neben dem Rettungsboot in Sicherheit. Um aber an die Vorräte zu kommen, und die lange Reise zur Rettung zu überleben müssen er und der Tiger Freunde werden.

 

"Life of Pi" ist eine Verfilmung des gleichnamigen Beststellers von Yann Martel. Nach seinem grossen Erfolg galt er schnell als nicht verfilmbar. So etwas hat bisher die Filmindustrie noch nie abgehalten eine Geschichte zu adaptieren, so entstanden schon "Der Herr der Ringe" und kürzlich "Cloud Atlas".

Ang Lee ist kein Mann welcher nur versucht etwas zu erzählen und dann mit einer halben Geschichte versucht das Publikum zu überraschen, daher sind alle gespannt was er aus diesem Roman gemacht hat.

Er nimmt sich viel Zeit um den Charakter von Pi Patel dem Zuschauer vorzustellen. Erst nach gut einer halben Stunde lässt er die Hauptperson auf das Schiff gehen und so in sein Abenteuer mit dem Tiger. Dieser etwas lange Anfang könnte störend sein, wenn man nur ein Effektekino sehen möchte. Um aber dem philosophischen Gedanken des Buches auf eine gewisse Weise gerecht zu werden, ist dieser etwas lange Einstieg doch nötig.

 

Nach dem tragischen Schiffsunglück ist Pi auf sich alleine gestellt und muss beinahe 2 Stunden das Publikum in seinen Bann ziehen. Ang Lee verzaubert die Leinwand so gekonnt und präsentiert uns eine Geschichte, welche nur selten in kleine Längen verfällt. Diese entstehen dadurch, dass es stellenweise offensichtlich ist, was als nächstes folgen wird, oder was getan werden muss. Diese Mängel werden aber durch ein unerwartetes Ende wieder gut gemacht.

 

Der Film ist beinahe eine One-Man-Show. So muss doch Suraj Sharma als Pi alleine mit dem Tiger auf hoher See überleben. Durch sein gutes Schauspiel und dem langen einführen seines Charakters, kann er diese Last ohne weiteres tragen. Er überzeugt in fast jeder Filmminute. Ebenfalls sind die Darsteller des noch jüngeren Pi Patel treffend gewählt und gut gespielt worden.

Ein grosses Lob sollten wohl auch die Tiere bekommen. Mir ist zwar unbekannt wie viel aus dem Rechner stammt, aber ich würde behaupten ein grösserer Prozentsatz.

 

Kommen wir zu dem Punkt, weshalb man diesen Film im Kino sehen muss: Die Effekte. Obwohl viele Szenen mit dem Computer generiert oder nachgestellt wurden, überzeugen diese in jeder Sekunde. Spätestens nach dem spektakulären Untergang des Frachtschiffs kann man die Augen nicht mehr von der Leinwand fernhalten. Diese Bilder sind mehr als nur Atemberaubend. Die Kamera fängt jeden noch so kitschigen Augenblick gekonnt ein. Der Zuschauer taucht ein in eine wunderbare Welt der schönsten Bilder welche gerade oberhalb des Meeresspiegels entstehen können. Die Kamera oder Effekte haben bei diesem Film sicherlich eine Oscar-Nomination verdient.

Das 3D ist gut bei diesem Film, besser als bei vielen seiner Generation. Aber die Geschichte und auch die Bilder hätten auch im altmodischen 2D ebenso gut funktioniert.

 

Fazit:

Der Film ist nicht nur seichtes Bilderkino. Dieser Film kann auf verschiedensten Ebenen geschaut und interpretiert werden. So bietet er eine angenehme Abwechslung zwischen tollen Bildern, welche extra fürs Kino gedreht wurden, und philosophischen Gedankengängen. Durch eine gekonnte Ausarbeitung des Hauptcharakters gewinnt der Film auch die notwendige Tiefe für eine solche Geschichte. Es ist klar, dass ein solcher Film nicht unbemerkt an den Oscars vorbeiziehen wird. Aber auch ein grosses Filmpublikum wird seine Freude an diesem Film haben.

 

Bewertung: 8.5/10

Autor | Samuel Keller

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