Unmoralische Geschichten (1974)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Contes immoraux

Frankreich; 1974

Drama, Erotik

103 min


Walerian Borowczyk

André Pieyre de Mandiargues

Lise Danvers, Fabrice Luchini, Charlotte Alexandra, Paloma Picasso, Pascale Christophe, Florence Bellamy


Walerian Borowczyk, der bekannt ist für seine erotisch angehauchten Filme, wurde durch diesen Film international bekannt. In vier unterschiedlichen Episoden zeigt er uns erotische Abenteuer, blutige Gräfinnen und kirchliche Eskapaden.

"Hostel 2"?
"Hostel 2"?

In der ersten Geschichte "La marée" führt ein junger Mann sein jüngere Cousine an den Strand um ihr die Gezeiten mit Ebbe und Flut zu erklären. Er hat aber noch einen ganz anderen Hintergedanken.

In "Thérèse Philosophe" endeckt ein junges Mädchen ihre Liebe zu Gott und den Drang zur Sexualität.

Im dritten Teil "Erzsébet Báthory", entführt die Gräfin Erzsébet Báthory (Paloma Picasso) aus einem Dorf junge Frauen um sie in ihrem Schloss, nackt um sich zu scharen. Sie hat aber noch andere, düsterere Pläne.

Die vierte und letzte Geschichte "Lucrezia Borgia" zeigt die inzestuösen Orgien, die der Papst mit seiner Familie feiert, währenddem ein Prediger sein Wort gegen die Kirche erhebt.

 

Der Film "La Bête", welcher als fünfte Episode dieses Werkes gedacht war, wurde ja bereits von Bildstörung veröffentlicht. Endlich fand auch dieser Film aus dem Jahre 1974 seinen Weg auf DVD, nachdem man sich jahrelang mit Video-Ausgaben begnügen musste. Das umfassende Meisterstück ist er zwar nicht; der Regisseur gab sich aber alle Mühe.

Alle vier Geschichten zeugen von perfekten Kostümen und Dekor. Es wurde bei der Ausstattung viel Wert auf Genauigkeit gelegt. Auch beweist Borowczyk ein Auge für Details und rückt des öfteren Gegenstände in den Mittelpunkt der gezeigten Bilderflut. So scheinen diese die geheimen Stars des Films zu sein und dominieren in vielen Szenen.

Die meisten Schauspieler dagegen bleiben blass und unauffällig. Die Hauptaufgabe der weiblichen Darsteller ist es nackt herumzulaufen und möglichst sexy auszusehen. Dialoge gibt es im Film auch nur sehr wenige, und wenn doch, dann tragen sie nicht besonders zur Handlung bei. Alle Figuren artikulieren dabei sehr klar und es wirkt wie das theatralische Aufsagen von Texten auf Theaterbühnen.

Wie so oft bei Episodenfilmen überzeugen nicht alle Geschichten gleich gut. Mal ist eine interessanter, mal weniger – es ist schlussendlich auch Geschmackssache. Die Erotik in diesem Film ist sehr fein gehalten und geht nie ins pornografische über. Sie besteht aber hauptsächlich aus der Nacktheit der Protagonistinnen und den Situationen in denen sie sich befinden.

 

Dafür kommt die Kirche einmal mehr sehr schlecht weg, wie so oft in Borowczyk’s Filmen. Vor allem die letzte Episode prangert die Verlogenheit des Katholizismus an und provoziert in ihrer Darstellung.

Was aber das Hauptproblem des Filmes darstellt, ist die zu geringe Dichte der einzelnen Geschichten. Der Filmemacher nahm sich ungemein viel Zeit um jede Szene aufzubauen und es entsteht dadurch bald eine gewisse langatmigkeit. Weil die Episoden eigentlich nur von ihrer Erotik leben und daher die Spannung hauptsächlich darin besteht, wann die nächste Nacktszene kommt, macht sich bald einmal Langeweile breit. Da braucht es einiges an Geduld um dem Film zu folgen. Selbst die detailreichen Bilder nützen da nichts mehr, denn auch diese hat man durch das schleppende Tempo bald zu Genüge betrachtet.

Weil die Schauspieler ebenfalls ziemlich austauschbar sind, fällt die geringe Spannung der einzelnen Geschichten umso mehr auf. Die einzige Figur, die interessant scheint, ist Paloma Picasso als Erzsébet Báthory. Dies aber nur, weil es der einzige filmische Auftritt der Tochter von Pablo Picasso ist.

So ist man am Ende doch ein wenig enttäuscht von diesem oft diskutierten Werk, denn arg zahm kommt es im Endeffekt daher.

  

Fazit:

Walerian Borowczyk legendäres Werk ist zwar in der Ausstattung sehr gelungen, enttäuscht aber in seiner inszenatorischen Dichte. Zu unspektakulär und uninteressant kommen die vier Geschichten daher. Der Blick fürs Detail des Regisseurs und die feine Erotik kann leider nicht über die Laufzeit von 100 Minuten unterhalten. Das mag auch an den austauschbaren Akteuren liegen, vor allem aber daran, dass die Episoden zu wenig Stoff bieten. In seinem filmischen Aufbau ist er aber dennoch interessant und wer sich für die kunstvollen Erotikdramen der Siebzigerjahre interessiert, dürfte an dem Film sicher gefallen finden.


Veröffentlichung:

Auch zu diesem Film hat Bildstörung eine Limited Edition mit DVD und Bluray herausgebracht. Auf der Bonusdisc ist sogar die ursprünglich geplante Fassung enthalten – also inklusive der Traumsequenz aus "La Bête". Neben viel Bonus, das bei Bildstörung wie so oft fast gleichlang ist wie der Hauptfilm, findet sich in der Hülle auch noch ein schön gestaltetes 24-seitiges Booklet.


Bewertung: 5.5/10

Autor | Yves Albrecht

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