Originaltitel
Land/Jahr
Genre
Laufzeit
Regie
Drehbuch
Darsteller
De bruit et de fureur
Frankreich; 1988
Drama
95 min
Jean-Claude Brisseau
Jean-Claude Brisseau
Bruno Cremer, François Négret, Vincent Gasperitsch, Fabienne Babe, María Luisa García, Fejria Deliba
Bildstörung bringt mit seinem 10. Dropout dieses französische Drama auf DVD heraus. Eine längst fällige
Veröffentlichung eines ganz starken Filmes, der mit wunderschönen Bildern eine tragische Geschichte erzählt.
Bruno (Vincent Gasperitsch) ist 14 und gerade aus einem Kinderheim zurückgekehrt. Jetzt soll er bei seiner Mutter in die Wohnung im 15. Stock einer Betonbaute einziehen. Das Viertel ist geprägt von Kriminalität und, weil seine Mutter den ganzen Tag arbeiten muss, ist Bruno immer alleine in der Wohnung. Eines Tages trifft er auf den gleichaltrigen Jean-Roger (François Négret), der gerade die Fußmatten der Nachbarn anzündet. Am nächsten Tag begegnen sie sich wieder, denn sie gehen in dieselbe Klasse. Die beiden Jungen freunden sich an und Bruno lernt die Familie von Jean-Roger kennen. Dort terrorisiert der arbeitslose Vater alle. Die aus Langeweile resultierende Gewalt dominiert die Erziehung und Jean-Roger eifert seinem Vater mit bösartigen Streichen nach. Bruno wird in diesen Strudel aus faszinierender Gewalt hineingezogen und alle steuern unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu...
Es ist ein ruhiges, schön gefilmtes Drama, das Jean-Claude Brisseau abliefert. Wir lernen die Hauptfigur kennen und der Zuschauer wird, genau wie Bruno, zum stillen Beobachter, der durch Jean-Roger in diese Welt eintaucht, die trotz aller Schlechtheit auch etwas Faszinierendes hat.
Es ist erschreckend mitanzusehen mit welcher Hilflosigkeit die Schulen und Behörden gegenüber diesen Menschen sind, die sich weder an Regeln noch Gesetze halten und damit durch kommen. So ist der Vater von Jean-Roger Chef einer Bande von Kleinkriminellen; ein Mann, der Schiessübungen in der Wohnung macht und seinen ältesten Sohn Thierry davon abhalten möchte einen richtigen Beruf auszuüben - weil man dadurch zum Sklaven werde.
Diese Spirale der Gewalt wird aber immer wieder durch traumähnliche, poetische Sequenzen unterbrochen, in denen Bruno seinem Zeisig, den er als Haustier hat, durch die Wohnung folgt. In diesen Szenen verwandelt sich der kleine Vogel in einen Falken, der einer nackten, engelsgleichen Frau folgt. Bruno und diese Fantasiewelt sind das Pendant zu der schrecklichen Realität.
Trotzdem ist der Zuschauer dem Geschehen ausgeliefert und kann bereits ahnen, wie der Film auf das Unvermeidbare zusteuert.
Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt sehr gut. Vor allem François Négret ("Au revoir les enfants") spielt den Rabauken Jean-Roger mit großer Überzeugung, jedoch nie übertrieben. Es scheint absolut plausibel, dass solche Menschen wirklich existieren - Menschen gegen die man mit rationaler Argumentation und Gesetzen nichts ausrichten kann. Genauso wie Täter, ist er aber auch gleichzeitig Opfer. Er ist das Produkt seines Umfeldes, das eigentlich nur die Gesellschaft widerspiegelt.
Fazit:
"Lärm und Wut" ist ein Film über den
Verlust der Unschuld; über das Leben in der Banlieue wo die Menschen keine Perspektive zu haben scheinen. Mit poetischen Bildern und speziellem Einsatz von Licht, wird der Zuschauer mitgenommen
in eine Welt, in der Kriminalität und Gewalt für Kinder an der Tagesordnung sind. Dabei wird der Film von den guten Schauspielern und der fesselnden Geschichte getragen und lässt am Ende viel
Stoff zum Nachdenken zurück. Ein wichtiger Film, der heute noch genauso aktuell ist, wie in seinem Erscheinungsjahr.
Veröffentlichung:
Die DVD von Bildstörung ist liebevoll Gestaltet und kommt mit deutschem sowie dem original französischen Ton daher. Neben dem informativen 24-seitigen Booklet sind auf der DVD als Bonus ein Making of, ein Interview, sowie das Featurette "Die Fernbedienung in der Hand" vorhanden. Auch ein Trailer zum Film ist dabei (auch wenn dieser auf dem Cover nicht erwähnt wird). Eine schöne Ausgabe eines starken Films.
Bewertung: 9/10
Autor | Yves Albrecht
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