Possession (1981)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Possession

Frankreich, Deutschland; 1981

Horror, Drama, Erotik

127 min

 

Andrzej Zulawski

Andrzej Zulawski, Frederic Tuten

Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, Heinz Bennent, Johanna Hofer, Carl Duering, Shaun Lawton

 


Mit seinem vierten Film präsentiert uns der Pole Andrzej Żuławski einen düsteren Horrortrip der etwas anderen Art. Isabelle Adjani liefert dabei eine faszinierend verstörende Performance ab und wurde dafür 1981 in Cannes als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

Die Ehe von Mark (Sam Neill) und Anna (Isabelle Adjani) hat nach dem Auslandaufenthalt von Mark zu bröckeln begonnen. Anna verhält sich plötzlich abweisend, hysterisch und verstört. Was ist während Marks Abwesenheit mit ihr geschehen? Anna verschwindet immer öfters und lässt ihren Sohn unbeaufsichtigt zurück. Bald wird klar, dass sie eine Affäre hat. Krank vor Eifersucht spürt Mark ihren Liebhaber auf. Doch als er diesen zur Rede stellt, wird klar, dass Heinrich (Heinz Bennent), wie dieser heißt, nicht die einzige Person ist, welche Anna vor ihm verbirgt. Mark forscht weiter und ein beauftragter Detektiv wird schließlich fündig. Doch was dieser entdeckt trotzt jeder Vorstellungskraft. Bald schon sieht sich Mark mit dem schrecklichen Geheimnis hinter Annas Liebhaber konfrontiert...

 

Andrzej Żuławski war schon immer für seine speziellen Filme bekannt. So nahm er uns in "Diabel" (1972) mit auf eine düstere Odyssee durch das vom Krieg gezeichnete Polen des späten achtzehnten Jahrhunderts. 1975 folgte das Drama "Nachtblende" mit Romy Schneider und Klaus Kinski, wo er uns die Abgründe der Schauspielindustrie zeigte.

Die Handlung von "Possession" versetzte Żuławski 1981 dann nach Westberlin, direkt vor die Berliner Mauer. Und was er abliefert ist keine leichte Kost.

Kaputte Figuren werden uns hier gezeigt. Anna kommt als hysterische, hin und her gerissene Person daher und Sam Neill als Mark ist von manischer Eifersucht gezeichnet. Dass diese Menschen einmal glücklich zusammengelebt haben, lässt sich nur noch erahnen. Von Anfang an wird der Zuschauer in den Sog des Konfliktes zwischen den beiden hineingezogen.

Was darauf folgt ist ein kafkaesker Horrortrip. Unmöglich den Blick abzuwenden, wird der Film zum nicht endenden Albtraum.

 

Dabei lässt Żuławski die Personen sehr theatralisch agieren, was zu beginn vielleicht etwas irritierend wirkt. Aber schon bald zieht einen das Geschehen in seinen Bann und, während Mark versucht herauszufinden, was mit Anna nicht stimmt, fließt das Grauen mehr und mehr in die Handlung ein.

Visuell zeugt der Film von einer sterilen Düsterkeit und es wird öfters mit Gegenlicht gespielt. Spezielle Perspektiven und die guten Steadicam-Aufnahmen zeichnen den Film aus.

Die Regie und Schauspielerführung ist allgemein sehr stark und Andrzej Żuławski bleibt mit der Kamera nahe an den Darstellern dran und lässt sie bis zur physischen Grenze spielen.

Die Darsteller sind dabei allesamt überzeugend und Isabelle Adjani und der noch sehr junge Sam Neill gehen in ihren Rollen auf. Auch wenn die Darstellung teilweise fast an Overacting grenzt, so ist dies durchaus beabsichtigt und fesselt umso mehr. Es sind zwei völlig hysterische, aufgelöste, kaputte Menschen, die nicht mit ihrer Liebe umgehen können und, hin und her gerissen, greifen sie von psychischen bis zu physischen Attacken. Die Performance, die dabei Isabelle Adjani in einem ekstatischen Anfall in der U-Bahn abliefert, kann auch locker mit sämtlichen Exorzismusfilmen mithalten; und das ohne Special Effects!

Gelungene Creature-Effects (diese Stammen übrigens von Carlo Rambaldi; bekannt für sein Mitwirken bei "Alien" und "E.T.") und reichlich Blut kommen allerdings im Film ebenfalls vor; ein Splatterfilm sollte aber nicht erwartet werden. Vielmehr ist es die Darstellung der Schauspieler und die straffe Erzählstruktur, die mitreißt und den Horror in dem Familiendrama aufleben lässt.

 

Fazit:

Mit "Possession" liefert Andrzej Żuławski einen verstörenden Albtraum; einen Film, den man nicht so schnell vergisst. Mitreißend gefilmt und mit einer düsteren Grundstimmung entführt er uns in einen Fiebertraum aus dem es kein Entrinnen gibt. Es ist keine leichte Kost, die uns hier geboten wird. Aber für jeden mit starken Nerven ist "Possession" ein exzessives Kunstwerk unter den Horrorfilmen.

 

Veröffentlichung:

Die Special Edition von Bildstörung kommt in gewohnt schönem Design daher. Da der Film zuvor nie in Deutschland veröffentlicht wurde, liegt keine deutsche Synchronfassung vor. Der Originalton kommt aber sauber daher und die Untertitel sind exakt übersetzt.

Als Bonus gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Andrzej Żuławski und Filmjournalist Daniel Bird, die Dokumentation „Die andere Seite der Mauer“, und eine Bildergalerie. Das sehr informative 48-seitige Booklet rundet die Veröffentlichung ab. Zugreifen!

 

 

 

 

 

Bewertung: 9/10

Autor | Yves Albrecht

Besucherwertung

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Bewertungsmaßstab

10 = Sensationell!
9 = Genial
8 = Super!

7 = Sehr Gut
6 =  Gut
5 = Genügend (durchschnitt)
4 = Schwach
3 = Sehr Schwach
2 = Nervt
1 = Totale Sch...

Loading